„Das Nutzen von Hilfsangeboten ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke“, sagt Alexandra Pape von der Gerontopsychiatrischen Beratungsstelle. Die Beratungsstelle ist ein Teil des Sozialpsychiatrischen Dienstes unter dem Dach der Diakonie Hochfranken und steht Menschen ab 65 Jahren zur Seite, die unter emotionalen Problemen oder psychischen Erkrankungen leiden. Die Arbeit mit den Angehörigen ist ein Teil des umfangreichen Angebots der Beratungsstelle. „Denn auch die Angehörigen von Menschen in seelischen Notlagen sind unter Umständen irgendwann psychisch überfordert.“
Überforderung, Ängste oder Wut sind keine Regungen, die man gerne und frei heraus zugibt. „Dennoch ist es wichtig, über diese belastenden eigenen Gefühle zu sprechen“, weiß die Sozialpädagogin Pape. „Manchmal ist es leichter, mit jemandem mit einer gewissen beraterischen Distanz zu reden.“ Sie schafft für ihre Gespräche einen verlässlichen und vertrauensvollen Rahmen und legt großen Wert auf einen respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander. Dabei behält sie stets sowohl die Möglichkeiten als auch die Fähigkeiten ihres Gegenübers im Blick.
Plötzlich verändert
Im Bereich der Arbeit mit Angehörigen sind es häufig Partner oder Familienmitglieder von Demenzkranken, die bei Alexandra Pape Rat suchen. Viele von ihnen sind wütend und verzweifelt, weil ein Angehöriger sich plötzlich massiv verändert und sie dessen Verhaltensweisen nicht mehr verstehen können. Papes erste wichtige Botschaft an diese Menschen lautet: „Das ist ganz normal. Und das darf auch so sein.“ Diese Trauerarbeit gehört zu den Dingen, die Angehörige bewältigen müssen – denn der Mensch, mit dem sie Tag für Tag zu tun haben, scheint plötzlich ein anderer und nicht mehr der, den sie kennen.
Auch für den Umgang mit den Demenzkranken hat die Sozialpädagogin nützliche Tipps parat. Hier sei es manchmal hilfreich, die Perspektive zu wechseln und sich in den Betroffenen hineinzuversetzen.
„Der Betroffene kann sich gar nicht mehr anders
verhalten“
Alexandra Pape klärt über das Krankheitsbild Demenz auf. „Ich helfe den Angehörigen, zu verstehen: Der Betroffene kann sich gar nicht mehr anders verhalten. Zum Beispiel, weil er sich an ganz selbstverständliche Dinge nicht mehr erinnern kann.“ Die Beraterin möchte helfen, Möglichkeiten, aber auch Grenzen auszuloten und ermuntert die Menschen, Hilfe anzunehmen, auch wenn das vielen nicht leicht falle.
„Ich hatte Kontakt zu einem Ehepaar, bei dem der Ehemann demenziell erkrankt war und die ihn betreuende Ehefrau wegen der hohen Belastung selbst bereits depressive Symptome zeigte“, erzählt Pape von einem Fall wie er häufiger vorkomme. Nur auf eindringliches Anraten ihrer Kinder habe die Frau überhaupt an einem Beratungsgespräch teilgenommen und sich zunächst sehr distanziert gezeigt. „Sie erzählte, dass sie es gewohnt sei, alles selbst zu regeln.“ Im Laufe des Gesprächs jedoch habe sich die Dame zunehmend geöffnet und über ihre persönliche Überforderung gesprochen. „Nach mehreren Gesprächen war es ihr schließlich doch möglich, sich selbst Entlastung durch eine Haushaltshilfe zuzugestehen.“
Der schönste Lohn
Zu erleben, wie Beratungsgespräche ihren Klienten Entlastung bringen, ist Alexandra Pape der schönste Lohn für ihre Arbeit. „Mein Job ist sehr vielfältig, und ich habe mit den verschiedensten Menschen zu tun. Es freut mich, wenn ich sehe, dass Menschen sich öffnen können. Und es ist sehr sinnstiftend, wenn man sieht, dass man hilfreich sein kann.“ Sandra Langer
Pflegende Angehörige leisten wichtige Arbeit – und wissen oft nicht, welche Unterstützungs- und Entlastungsangebote es gibt, die ihnen das Leben und Pflegen deutlich leichter machen können. Das ProHof-Magazin stellt deshalb in einer Serie Anlaufstellen und Ansprechpartner vor.
Diesmal: Alexandra Pape, Sozialpädagogin, von der Gerontopsychiatrischen Beratungsstelle des Sozialpsychiatrischen Dienstes Hof, der zur Diakonie Hochfranken gehört. Das Beratungsangebot richtet sich an Menschen ab 65 Jahren mit emotionalen Problemen und psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen, Psychosen oder Angststörungen im Alter. Die Beratung von Angehörigen und Bezugspersonen, zum Beispiel von Demenzerkrankten, ist ein Teil dieser Arbeit.
Alexandra Pape ist unter Telefon 09281 / 1401210 oder E-Mail gerontopsychiatrischeberatungsstelle@diakonie-hochfranken.de sowie alexandra.pape@diakonie-hochfranken.de erreichbar. Beratungen können persönlich im Büro im Biengässchen 5 in Hof oder telefonisch stattfinden. Auch Haus- und Klinikbesuche sind möglich.