Was tun, wenn der Bummel durch den Botanischen Garten in Hof beendet ist, alle Pflanzen bewundert sind, die Füße langsam schwer werden, und man das Kleinod am Hofer Theresienstein trotzdem noch nicht verlassen möchte? Darauf gibt es seit Kurzem eine eindeutige Antwort: Die Leseinsel aufsuchen, ein Buch aus dem Bücherschrank nehmen, auf einer Bank verweilen und eine Runde schmökern.
Die Idee zur Leseinsel stammte vom Förderverein Botanischer Garten und Theresienstein Hof e. V., der auch die finanziellen Mittel in Höhe von 15000 Euro zur Verfügung gestellt hat – von der Planung durch Architektin Kathrin Buchta-Kost von „Die-Halle“-Architekten über die Errichtung des neuen Fundamentes, die Installation des Bücherschranks und der Bänke bis hin zu der Platane, die den neu gestalteten Bereich schmückt. Für die Umsetzung zeichnete der Bauhof unter Anleitung von Stadtgärtner Christoph Ruby verantwortlich.
Die Bücher aus dem Bücherschrank dürfen natürlich nicht nur vor Ort gelesen, sondern auch mit nach Hause genommen und / oder mit interessantem und ansprechendem Lesestoff aus dem eigenen Bestand ergänzt werden. Der Schwerpunkt liegt auf Fachliteratur für Gartenfreunde, sodass sich die Besucher Anregungen mitnehmen und gleich zuhause in die Tat umsetzen können.
Am Eingang des Botanischen Gartens zur Straße hin wird demnächst, symmetrisch zur Leseinsel, auch eine Infoinsel eröffnet. Die Fläche ist bereits vorbereitet und eine weitere Platane gepflanzt. „In Zusammenarbeit mit der Hochschule Hof arbeiten wir für die Infoinsel gerade an einem dreidimensionalen Tastmodell des Botanischen Gartens“, verrät Martina Tögel, die Vorsitzende des Fördervereins. An diesem Modell können die Besucher erkennen: Nicht nur Leseinsel und Infoinsel sind symmetrisch angelegt, sondern große Teile des Botanischen Gartens. Der Förderverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Garten nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern auch Hintergründe zu erläutern, Geschichte zu beleuchten und Begeisterung zu wecken.
Das Hofer Kleinod findet bisweilen sogar international Beachtung. So kommen beispielsweise regelmäßig Fachgruppen aus ganz Europa nach Hof, um die Felsspaltengärten zu bewundern. „Das alles haben wir der Expertise und dem Engagement von Christoph Ruby zu verdanken“, betont Martina Tögel.
Rubys Herz schlägt nicht nur für die Felsspaltengärten, in denen heuer die Wildiris-Sammlung besonders schön geblüht hat. Auch die Schwerpunktsammlung der Wildpfingstrosen suche ihresgleichen. „Fachwissen über die echten Pflanzen ist im Bereich der Pfingstrosen noch wenig verbreitet“, weiß Ruby, der mit anderen Botanischen Gärten, wie beispielsweise dem in München, gut vernetzt ist. Der Seidelbast, ebenfalls mit einer großen Sammlung vertreten, kommt in kaum einem Botanischen Garten so zu Ehren wie in Hof. Die Phlox-Allee, eingeweiht im Jahr 2018, wurde im vergangenen Jahr von einer Fachgruppe der Staudenfreunde besucht.
„Zudem ist an unserem Herrn Ruby ein Geologe verloren gegangen“, erzählt Martina Tögel. Auf Anregung des Fördervereins hat der Stadtgärtner in jüngster Vergangenheit auch die verschiedenen Steinarten herausgearbeitet und beschildert, die es im Botanischen Garten in Hof gibt. Damit man Beschaffenheit und Struktur gut erkennen kann, wurden die Steine, die alle aus rund 50 Kilometern Umkreis um Hof stammen, extra poliert. So können die Besucher beispielsweise deutsch-roten Marmor, Eklogit aus dem Fichtelgebirge oder kohlenhaltigen Flaserkalk aus dem Frankenwald bewundern.
In naher Zukunft stehen, wie Christoph Ruby verrät, unter anderem die Neugestaltung der Pergola und der Bachbeete in der Nähe der alten Weide an. „Keine leichte Aufgabe, denn die Wurzeln ziehen sich durchs ganze Beet.“ Der Bereich der Pergola wurde durch Wühlmäuse in Mitleidenschaft gezogen. „Die fühlen sich hier am Stein wohl und können großen Schaden anrichten. Deshalb müssen auch im Winter die Beetanlagen regelmäßig von Fachkräften kontrolliert werden.“
„Langweilig wird’s hier nie“, bringt Ruby seine vielfältigen Aufgaben auf den Punkt. In den nächsten beiden Jahren möchte er unter anderem die Etikettierung der Pflanzen deutlicher herausarbeiten, damit sich die Besucher noch besser informieren können. Außerdem gilt es angesichts der zunehmenden Trockenheit dringend das Tropfbewässerungssystem weiter auszuarbeiten, um den Pflanzenbestand trotz sich ändernder klimatischer Bedingungen möglichst lange erhalten zu können.
Wie Christoph Ruby es schafft, sich mit Begeisterung und Liebe fürs Detail um all diese Dinge zu kümmern, und die Besucher dennoch regelmäßig mit Neuem zu erfreuen, bleibt ein Rätsel. „Bei jeder Erhaltungsgestaltung und Neugestaltung Dinge vereinfachen und trotzdem noch etwas Besseres herausholen“, ist der Anspruch, den er an sich und seine Arbeit hat. Sandra Langer