Nach 29 Jahren als Geschäftsführerin der Volkshochschule (VHS) Hofer Land geht Ilse Emek in den Ruhestand. Zwei große Meilensteine der VHS unter ihrer Führung waren zuletzt die Übernahme der VHS-Arbeit in der Stadt Hof und der Umzug in die aufwendig restaurierten Gebäude in der unteren Ludwigstraße. Wir haben nachgefragt bei Ilse Emek:
Haben Sie schon Pläne für die erste Zeit im Ruhestand?
Die erste Zeit meines Ruhestandes wird vor allem der Wiederherstellung meiner Gesundheit dienen. Denn ich bin schon länger schwer erkrankt, und jetzt stehen wieder Behandlungen an. Diese und die Genesung werden viel Zeit erfordern.
Was wird Ihnen aus Ihrem bisherigen Alltag fehlen, was weniger?
Mir wird sehr viel fehlen: die intellektuelle Anregung, die Vielfalt der fachlichen Themen, der Austausch mit Kollegen, die Begegnung mit den Menschen sowie die Einsatzmöglichkeiten meiner Kreativität für gesellschaftlich notwendige und wirksame Projekte. Obwohl ich als Geschäftsführerin sehr selbstständig arbeiten konnte, waren meine Tage häufig durch aktuelle Alltagsereignisse geprägt. Ich freue mich, dass ich künftig über meine Zeit und die Inhalte selbst bestimmen kann.
Erinnern Sie sich noch an Ihre Anfangszeit bei der VHS? Wie haben Sie sich da gefühlt?
Ich erinnere mich noch sehr gut daran. Denn eine Tätigkeit in der Erwachsenenbildung war die Arbeit, von der ich geträumt hatte. Ich habe sie freudig und voller Enthusiasmus angetreten, und dieser Enthusiasmus hat mich nie verlassen.
Was bleibt Ihnen aus Ihrer Zeit bei der VHS insgesamt unvergesslich? Gibt es besondere Geschichten zu erzählen?
Ich habe so viel erlebt, dass ich Bücher füllen könnte. In Erinnerung geblieben ist mir zum Beispiel meine Tätigkeit in der Jury des Adolf-Grimme-Preises, in die ich über den Deutschen Volkshochschulverband berufen worden war. Der Grimme-Preis ist der wichtigste Fernsehpreis, gewissermaßen der deutsche TV-Oscar, den wohl alle Journalisten, Schauspieler und Fernsehregisseure einmal gewinnen möchten.
Was hätten Sie gerne noch verwirklicht?
Als letztes Jahr der erste Lockdown unseren Betrieb zum Stillstand brachte, war es erst ein paar Monate her, dass wir das neue Bildungszentrum bezogen hatten und dass wir mit dem Auftrag der Stadt Hof für die Erwachsenenbildung im ganzen Hofer Land zuständig geworden waren. Beides birgt so viele Entwicklungschancen und neue Möglichkeiten für die VHS-Arbeit in sich, die ich wegen des weiteren Pandemie-Verlaufs leider nur noch sehr rudimentär in die Wege leiten konnte. Wohin der Weg geführt hätte, kann ich nicht vorhersagen, denn ich probiere gerne Neues aus, das in der Luft liegt, und lasse das Eine sich aus dem Anderen entwickeln.
Der Umzug an den jetzigen Standort und die Rettung der Gebäude in der unteren Ludwigstraße werden für immer mit Ihrem Namen verbunden bleiben. Gibt es vielleicht auch Errungenschaften aus den Jahrzehnten davor, die nie so bekannt wurden, aber für Sie persönlich und die VHS ähnlich wichtig waren?
Ich habe meine Arbeit nie an bleibenden Monumenten gemessen. Mir war es immer wichtig, aktuell und inhaltlich Notwendiges zu tun und meinen Beitrag für die Lebensqualität in der Region zu leisten. Das waren kleinere Projekte wie die ersten Handwerkermärkte im Bauernhofmuseum Kleinlosnitz oder auch größere Maßnahmen, die heute noch nachwirken. Schon seit den 80er Jahren konnte ich sehr viel Pionierarbeit für die Integration und ein gutes Zusammenleben der verschiedenen Ethnien in Hof und Umgebung leisten. Diese Erfahrungen habe ich immer wieder brauchen und weiter entwickeln können, zum Beispiel bei den Zuwanderungswellen von Aussiedlern oder von Flüchtlingen, sodass wir von unserem Verband zum Kompetenzzentrum für Integration ernannt wurden und mehrfach den Integrationspreis der Regierung von Oberfranken erhalten haben.
Zudem war es mir immer wichtig, meine Mitarbeiter zu stärken und für ihre Weiterbildung zu sorgen, damit sie die Arbeit in meinem Sinne, zum Wohle der Teilnehmer und zu ihrer persönlichen Zufriedenheit wahrnehmen können. Ich freue mich, dass es all die Jahre gelungen ist, die VHS mit ihrer Leistung und Qualität trotz relativ geringer kommunaler Zuschüsse auf einer Spitzenposition in Bayern zu halten.
Was wünsche Sie Ihrem Nachfolger, und was raten Sie ihm?
Mein Nachfolger André Vogel kennt unseren Betrieb und seine Besonderheiten als Abteilungsleiter für berufliche Bildung ja schon seit über zehn Jahren. Als Diplom-Medienpädagoge weiß er um die aktuellen Herausforderungen zudem sehr gut Bescheid und bringt beste Voraussetzungen zu ihrer Bewältigung mit. Die Digitalisierung des Lernens unter Beachtung pädagogischer Grundsätze ist nur ein Beispiel dafür.
Für meine Arbeit war es immer nützlich, neben Fachliteratur die Heimatzeitung sehr aufmerksam zu lesen, die Ohren und Augen beim Bürger zu haben und mit relevanten gesellschaftlichen Akteuren zu kooperieren. So habe ich am besten und schnellsten erfahren, welche Themen die Menschen in der Region beschäftigen, wobei und wie wir sie mit Informations- und Kompetenzvermittlung unterstützen können. Ich bin mir sicher, dass André Vogel die VHS mit ihren wunderbaren Mitarbeitern in eine gute Zukunft führen wird.
Die Fragen stellte Manfred Köhler