
Die langjährigen Pro-Hof-Mitglieder Mechthild und Heinz Schremmer hatten beide im Dezember Geburtstag – bei Heinz Schremmer war es der 90., bei Mechthild Schremmer der 86.
Die Reiselust ist ungebrochen. Auch wenn Heinz Schremmer gerade 90 Jahre alt geworden ist, würde er am liebsten bald wieder mit dem Wohnmobil aufbrechen. Gemeinsame Reisen mit seiner Frau Mechthild führten ihn bisher kreuz und quer durch Kanada und Europa. Sogar im Corona-Jahr 2020 waren sie unterwegs, wenn auch im bescheideneren Umfang und ausschließlich im Inland. Sollte heuer alles gut gehen, ist auf jeden Fall wieder eine Wohnmobil-Tour geplant.
Auch abgesehen von privaten Reisen war das Leben von Mechthild und Heinz Schremmer sehr bewegt, auf jeden Fall in den ersten Jahrzehnten. Heuer werden es 50 Jahre, dass sie sich in Hof auf Dauer niedergelassen haben. Vorher führten berufliche Stationen von Heinz Schremmer, der in der Textilbranche arbeitete, die beiden durch die ganze damalige Bundesrepublik. Sie wohnten unter anderem vorübergehend in Aalen, Lüneburg und Haßfurt. „Als wir damals von Haßfurt aus auch Oberfranken erkundeten, hätten wir noch nicht gedacht, dass wir den Rest unseres Lebens hier verbringen würden“, erinnert sich Heinz Schremmer.
Die gemeinsame Lebensreise der Schremmers begann mit einem traurigen Ereignis: Beide mussten als junge Menschen ihre Heimat verlassen. Während Mechthild Schremmer aus Hinterpommern stammt, wuchs Heinz Schremmer in Hirschberg im schlesischen Riesengebirge auf und erlitt als 15-Jähriger das Trauma der Vertreibung: „Ich arbeitete nach dem Krieg noch weiter als Lehrling in einem Lebensmittelladen“, erzählt er. „Eines Tages nach der Arbeit durfte ich nicht mehr in unser Haus.“ Mittellos und ohne eigenen Besitz landeten er und seine Familie schließlich in Gummersbach. Dort lernte Heinz Schremmer dann 1952 auch seine spätere Frau kennen.
Die gemeinsamen Wanderjahre durch die junge Republik wurden von der immer gleichen Speditionsfirma begleitet. Als die Schremmers am 30. November 1971 nach Hof kamen, glaubte niemand so recht, dass diese Station von Dauer sein könnte, die Umzugsleute scherzten sogar: „Sollen wir wirklich auspacken – oder gleich alles wieder mitnehmen?“
Diesmal aber sollte es anders kommen. Mechthild Schremmer fand, wie schon bei den Stationen zuvor, rasch eine Stelle als Buchhalterin, man lebte sich ein. Erst nach 14 Jahren ergab sich dann doch wieder eine berufliche Veränderung für Heinz Schremmer: Die Firma in Selbitz, in der er arbeitete, meldete Konkurs an. Eine vorübergehende neue Stelle fand er in der Nähe von Esslingen. Da der Ruhestand zum Greifen nah und die Stelle befristet war, beschloss er zu pendeln, aber: „Aus zwei Monaten wurden dann doch noch mal mehr als zwei Jahre.“
Heute sind Heinz und Mechthild Schremmer froh, nicht noch mal umgezogen zu sein. Denn Hof war längst zur Heimat geworden. Von Anfang an nahm das Paar rege am Hofer Leben teil, wurde Mitglied der Volksbühne und der Bürgergesellschaft. Als die Bürgergesellschaft sich auflöste, wechselten die Schremmers zu Pro Hof und sind seit rund zwei Jahrzehnten begeisterte Mitglieder: „Uns gefallen vor allem die Fahrten und die Führungen“, verrät Mechthild Schremmer. Beides hat auch immer wieder Motive für eine weitere Leidenschaft geliefert, die Fotografie. Bis heute ist Heinz Schremmer im Fotoclub aktiv. Und Mechthild Schremmer wirkte unter anderem als Kassiererin im Tanzsportclub und bei der Pommerschen Landsmannschaft.
Und es gab noch etwas, für das sich das Ehepaar engagierte: Von ihren Reisen brachten die Schremmers immer wieder außergewöhnliche Schilder für den damaligen Hofer Fernwehpark mit, unter anderem ein Riesenschild, das sie auf dem Campmobildach transportierten. Schon das Original in Kanada, der Sign Post Forest in Watson Lake, hatte die beiden begeistert. Dort hängt dank ihnen bis heute ein Ortsschild von Hof, das ihnen 1989 von der damaligen Chefsekretärin des Hofer Oberbürgermeisters Dieter Döhla mitgegeben worden war. Die Gründung des Fernwehparks in Hof zehn Jahre später unterstützten sie daher von Anfang an. Bis heute bedauern die Schremmers, dass die einmalige Touristen-Attraktion Hof inzwischen in Richtung Oberkotzau verlassen hat.
Die berufliche Abwechslung, das Reisen, die vielen Erlebnisse in aller Welt, das private Engagement, all das hat Mechthild und Heinz Schremmer bis heute jung gehalten. Aber gibt es auch noch ein besonderes Geheimnis für ein langes, gesundes Leben? Heinz Schremmer blickt zurück: „Ich habe nie geraucht und immer nur ganz wenig Alkohol getrunken“, erzählt er. Außerdem gelte: „Man muss Stress haben, aber auch die nötige Erholungszeit. Beides muss sich die Waage halten.“
Manfred Köhler