
„Was wir hier machen ist kein Beruf, sondern eine Berufung“, sagt Gabriele Hüfner, pflegerische Leitung des neu gegründeten SAPV Palliativnetz im Dreiländereck GmbH mit Sitz in Kautendorf. Vier Ärzte, fünf Pflegekräfte, eine Koordinatorin sowie eine Verwaltungsfachkraft kümmern sich von hier aus um schwerstkranke und sterbende Menschen. Sie alle arbeiten bereits seit Jahren als Team zusammen und sind über ihrer schweren Aufgabe zusammengewachsen; alle haben eine spezialisierte Ausbildung und langjährige Erfahrung in dem, was sie tun.
„Unser Ziel ist es, schwerstkranke und sterbende Patienten zuhause in ihrer gewohnten Umgebung zu betreuen und ihnen bis zuletzt ein würdevolles Leben zu ermöglichen“, erklärt die medizinische Leiterin Dr. Annette Stoidner-Amann. Die Herausforderungen dabei sind vielfältig: Patienten leiden unter belastenden Symptomen wie Schmerzen, Atemnot, Hautproblemen, Unruhe und Angst; Angehörige stehen physisch und psychisch vor großen Herausforderungen und haben Angst davor, ihre Lieben leiden und sterben zu sehen.
„Wir sind für unsere Patienten rund um die Uhr ansprechbar“, erzählt Gabriele Hüfner. „Wir knüpfen – daher auch unser Name – ein Netz für die Patienten und deren Angehörige, in dem sie aufgefangen werden. Und wir helfen, wann immer es etwas zu organisieren gibt.“ Die ausgebildeten Palliativ-Mediziner und Palliativ-Pflegefachkräfte arbeiten eng mit Hausärzten, Pflegediensten, Sanitätshäusern und Apotheken zusammen. Sie wissen Rat, wenn es um Schmerzpumpen oder Medikamentenverträglichkeit geht, vermitteln bei Bedarf psychologische Hilfe oder Kontakt zu den Hospizvereinen der Region. „Im Mittelpunkt stehen dabei immer die Wünsche des Patienten – ganz unabhängig davon, ob wir diese Wünsche verstehen und nachvollziehen können oder nicht.“

Neben den konventionellen Behandlungsmethoden bietet das Team des Palliativnetzes auch Aromapflege an. Ausgewählte ätherische Öle können beispielsweise das Wundliegen verhindern, Mundtrockenheit und Atemnot lindern oder die Entspannung fördern. Eine der Mitarbeiterinnen hat zusätzlich eine Ausbildung zur Aromaexpertin absolviert und lässt Patienten und Angehörigen auch gerne Mischungen zum Ausprobieren da.
Den Patienten entstehen durch die Betreuung des Palliativnetzes keine Kosten. In der Regel stellen Krankenhäuser oder Hausärzte den Kontakt zu den Mitarbeitern des Palliativnetzes her; manchmal melden sich auch Betroffene direkt. Voraussetzung für die Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist ein vom Arzt oder Krankenhaus ausgestelltes Formblatt.
Die Betreuung durch das geschulte Team endet nicht abrupt mit dem Tod des Patienten. Wenn die Angehörigen das wünschen, stehen die Mitglieder des Palliativnetzwerks auch für Angehörigengespräche nach dem Tod des Patienten zur Verfügung. Außerdem findet zwei Mal pro Jahr eine Gedenkfeier für die Verstorbenen statt, bei der die Angehörigen sich treffen und das Gespräch suchen können.
„Auch wir im Team verabschieden uns bewusst von den verstorbenen Menschen“, erzählt Gabriele Hüfner, „denn es sind sehr emotionale Geschichten, die wir mit den Patienten erleben, und die uns mit ihren Familien verbinden“. Die Mitarbeiter des Palliativnetzes haben sicher keinen einfachen Beruf. Aber sie haben ihre Berufung gefunden. Sandra Langer
Das neu gegründete SAPV Palliativnetz im Dreiländereck mit seinem Geschäftsführer Robert Herold (Fachapotheker für onkologische, geriatrische und klinische Pharmazie) hat seinen Sitz im Alten Schulhaus in Kautendorf und ist erreichbar unter Telefon 09283/8833995 sowie E-Mail info@palliativnetz.bayern. Für Patienten gibt es eine 24-Stunden-Notrufnummer.
Neben der Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen möchte das Team künftig auch Weiterbildungen für an Palliativmedizin interessierte Berufsgruppen (Ärzte, Pflegepersonal, Apotheker, Physiotherapeuten) anbieten. Mehr Infos unter www.palliativnetz.bayern.