Eine in Hof wohl einzigartige Karriere geht mit dem Jahreswechsel zu Ende: Verwaltungsrat Heinz Rödel, aktuell unter anderem Leiter des Beschwerdemanagements und des Rechts- und Vertragsmanagements im Sana Klinikum Hof, verabschiedet sich Ende Dezember in den Ruhestand.
Seit 1979 und damit 41 Jahre lang hat er für das vormalige Stadtkrankenhaus Hof, den Kommunalen Eigenbetrieb Klinikum Hof und schließlich für die heutige Sana Klinikum Hof GmbH in verschiedenen verantwortungsvollen Funktionen gearbeitet. In dieser langen Zeit hat er nicht nur das Wirken von insgesamt sechs Ärztlichen Direktoren miterlebt, er hat auch nahezu den kompletten Um- und Neubau vom 1930er-Jahre-Krankenhaus bis zum gegenwärtigen hochmodernen Klinikum begleitet. Während seiner Dienstzeit im Städtischen Krankenhaus war Krankenhausdirektor Gerhard Engelbrecht sein langjähriger Vorgesetzter, und es standen die Oberbürgermeister Dr. Hans Heun und Dieter Döhla an der Spitze der Stadtverwaltung. „Bei meinem Dienstbeginn war das Krankenhaus noch ein Regiebetrieb der Stadt Hof und organisatorisch dem Sozialreferat II zugeordnet“, erzählt er. So hatte es Rödel auch mit zwei Bürgermeistern, Kurt Hader und Dieter Döhla, sowie Bürgermeisterin Doris Weber als Krankenhausreferenten zu tun. Nach der Privatisierung zum 1.1.2005 haben der vormalige OB Dr. Harald Fichtner und die jetzige Oberbürgermeisterin Eva Döhla als Aufsichtsratsmitglied Einblick in den Krankenhausbetrieb. Mehrere Sana-Geschäftsführer durfte Rödel schon unterstützen. Dr. Holger Otto lenkt seit 2013 die Geschicke im Krankenhaus.
Heinz Rödels Laufbahn begann 1976 mit einem Studium an der noch jungen Beamtenfachhochschule Hof. „Wir hatten noch kein eigenes Gebäude“, erinnert er sich. Das „Haus der Jugend“ diente als Unterrichtsraum. Wie üblich absolvierte er neben dem Studium Praktika in verschiedenen städtischen Ämtern, beginnend im Personalamt. Der Personalleiter habe ihn damals gefragt, ob er gut mit Zahlen umgehen könne. „Als junger Inspektor sagt man da natürlich ja“, erinnert sich Heinz Rödel schmunzelnd. Und so landete er schließlich 1979 nach der Anstellungsprüfung auf der Planstelle „Betriebliches Rechnungswesen“ des Amtes 54.
„Ich habe mich von Anfang an problemlos zurechtgefunden“, erzählt Heinz Rödel. Jeder Tag habe ihm Freude bereitet. Zu verdanken sei das auch dem damaligen Verwaltungsleiter Gerhard Engelbrecht, unter dem Heinz Rödel anfing und mit dem er auch viele Jahre lang zusammenarbeitete. „Er war mein bester Lehrmeister in Sachen Krankenhaus- und Gesundheitswesen und hat mich regelmäßig auf Fortbildungen geschickt“, erinnert sich Rödel. „Ich profitierte damals für meine Laufbahn und für mein ganzes Berufsleben. Geholfen hat mir auch immer der Blick über den Tellerrand.“
Gerne denkt Heinz Rödel an die „gute alte Zeit“ zurück, als es in der Verwaltung noch stressfreier und familiärer zugegangen sei: „Wir haben damals auch außerhalb der Dienstzeit viel zusammen unternommen, zum Beispiel gemeinsame Familienausflüge und Kartrunden. Das alles wäre heute unvorstellbar“.
Das Sana Klinikum von heute wisse genau, dass seine Mitarbeiter das höchste Gut sind und investiere im Rahmen von „Great Place to Work“ in viele Mitarbeiterangebote, ob im Gesundheits-, Sport- oder Gesellschaftsbereich. Spannend sei auch ein Vergleich der Arbeitsmittel im Büro: „Am Anfang meiner Ausbildung wurden noch Lochkarten für eine raumfüllende Großrechenanlage erstellt. Diese stand bei den Stadtwerken. Die Personalcomputer kamen erst später.“ Ohne Digitalisierung, Stichwort elektronische Patientenakte, gehe heute nichts mehr. „Gerade in der derzeitigen Corona-Pandemie ist dies auch eine gesellschaftliche Forderung auf allen Ebenen geworden“. Die Technisierung sieht er aber auch kritisch: „Damals gab es natürlich keine Handys, wir schrieben noch Briefe. Jetzt muss man Mails sehr zeitnah beantworten und fühlt sich manchmal wie in einem Hamsterrad. Der Begriff Entschleunigung entstand.“ Aber natürlich müsse man auch die Vorteile bedenken: Früher musste man große Gesetzesbücher wälzen, jetzt findet man das Gesuchte durch einen Klick im Internet. Erheblich verändert habe sich auch die durchschnittliche Patientenverweildauer. „Als ich 1979 anfing, lag diese bei 14,7 Tagen, heute sind es 5,9 Tage.“ Eine hochmoderne medizinische Versorgung, neueste technische Geräte und deutlich verbesserte Arbeitsabläufe trügen dazu bei, dass die Menschen schneller gesundeten. Volkswirtschaftlich gesehen sei das ein Vorteil.
Ein letzter Vergleich, die Abrechnung der Krankenhausleistungen: „Ich erlebte noch die Selbstkostendeckung, alle Leistungen wurden über einen vollpauschalen tagesgleichen Pflegesatz abgerechnet. Danach kamen die Spar- und Kostendämpfungsgesetze; nun gilt das sogenannte DRG-Fallpauschalensystem. Heute schreibt der Arzt die Rechnung, das heißt durch Verschlüsselung der Diagnosen und Operationen wird das Entgelt ermittelt.“
So gern Heinz Rödel im Sana Klinikum Hof arbeitet, er geht davon aus, dass es ihm auch leichtfallen wird, nach seiner Ruhestandsversetzung loszulassen. „Ich freue mich auf die Zeit mit meiner Familie und Unternehmungen mit Freunden“, sagt er. „Ich wünsche mir, dass auch die Gesundheit mitspielt.“ Seine zahlreichen Hobbys würden schon dafür sorgen, dass ihm nicht langweilig werde. Heinz Rödel sammelt unter anderem Oldtimer-Modelle, bastelt gern an seiner Modelleisenbahn und liebt es zu reisen. Aber auch gewöhnlicher Haus- und Gartenarbeit kann er Freizeitqualität abgewinnen. Und dann wäre da noch die Geselligkeit, die er beim Kegeln mit Freunden oder bei den Veranstaltungen der Absolvia Hof sucht. Aktuell hofft er, dass das Corona-Virus seinen Schrecken verliert.
Vielleicht gehört es zum Erfolgsgeheimnis von Heinz Rödel, dass er sich immer als Dienstleister gesehen hat. Im Klinikum Hof war er zu allen Zeiten ein beliebter und sehr geschätzter Kollege. Schon jetzt komme von vielen die Frage: „Wie soll das bloß werden, wenn Sie mal nicht mehr hier sind?“ Es beschäftige ihn schon, was nach ihm wird, gibt Heinz Rödel zu. Vor allem das umfangreiche Netzwerk, das er sich während seiner Laufbahn aufgebaut hat, war eine Herzensangelegenheit, die er nur ungern aufgibt. Seine Antwort auf das, was nach ihm wohl kommt, ist schnell ausgesprochen: „Es wird eben anders“, sagt er zuversichtlich, aber auch mit etwas Wehmut.
Kurzer Abriss einer Karriere
Heinz Rödel ist 1956 in Oberkotzau geboren und in Tauperlitz zur Schule gegangen. Die Staatliche Realschule Hof schloss er mit der Mittleren Reife ab. 1974 begann er als Dienstanfänger für die Beamtenlaufbahn des gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienstes bei der Stadt Hof. Parallel zu seiner Laufbahn ab 1979, in deren Verlauf er unter anderem 1997 zum weiteren Stellvertreter des Krankenhausleiters und 2004 zum Kommissarischen Leiter des Klinikums Hof bestellt wurde, verwandelte sich das Stadtkrankenhaus in ein modernes Klinikum. Nach der Privatisierung zum 1.1.2005 unterstützte er in verschiedenen Funktionen die Sana-Geschäftsführer. 2008 übernahm er die Geschäftsführung der Sana Klinikum Hof Schulen gGmbH im Nebenamt. Neben seiner Haupttätigkeit engagierte er sich auf vielerlei Weise, zum Beispiel als Redaktionsmitglied in der früheren Hauszeitschrift „Klinikum-Post“, Vorstandsmitglied im „Freundeskreis Klinikum Hof e. V.“ oder als Gründungsmitglied des Ethik-Komitees des Sana Klinikums. Zum 31.12.2020 wird er nun in den Ruhestand versetzt. Heinz Rödel ist seit 1980 verheiratet, hat eine Tochter und einen Enkel.