Der „Vater des Untreusees“ ist tot. Alt-Oberbürgermeister Dr. Hans Heun verstarb Anfang Dezember im Alter von 93 Jahren. Diese traurige Nachricht bewegt natürlich auch ProHof, schließlich hat Hans Heun „seine Stadt Hof“ auf vielfältige Weise geprägt und gestaltet. ProHof-Vorstandsmitglied Rainer Krauß hat sich mit einem langjährigen Weggefährten, Leo Reichel, Verwaltungsdirektor der Stadt Hof a. D., seit Juni 2020 im Ruhestand, nun ehrenamtlicher Stadtheimatpfleger, unterhalten.
Wann haben Sie vom Tod Dr. Heuns erfahren?
Die traurige Nachricht erreichte mich gleich am Vormittag des 4. Dezember 2020, nur wenige Stunden nach Dr. Heuns friedlichem Einschlafen in der vorangegangenen Nacht. Ihm war ein erfülltes und über 93 Jahre langes Leben vergönnt.
Wie war er als Chef und Vorgesetzter und wie als Mensch?
Ich lernte Dr. Heun gleich bei meinem Diensteintritt in die Hofer Stadtverwaltung im Jahr 1974 kennen. Da war er ja bereits seit vier Jahren Oberbürgermeister und damit der oberste Chef der Verwaltung. Als junger Mitarbeiter, der in der Hierarchie der Stadt Hof damals noch ganz unten stand, hatte ich natürlich einen „Riesen-Bammel“ vor ihm. Als er dann eines Tages, ich war gerade zur fachpraktischen Ausbildung im Verkehrsaufsichtsamt, ohne Vorankündigung plötzlich persönlich vor mir stand und ein Anliegen wegen der Zulassung seines neuen Autos hatte, brachte ich kaum ein Wort heraus. In den Folgejahren legte sich meine „Angst“ recht schnell und ich merkte, dass er als Chef jemand war, der einerseits ganz klare Vorgaben machte, Leistung einforderte, andererseits als Mensch aber auch Mitarbeiter förderte, wenn er diese als engagiert erkannte.
Was ist Ihnen besonders von Dr. Heun in Erinnerung geblieben?
Deutlich und amüsiert erinnere ich mich noch an einen Vorfall im Jahr 1987, der eine riesige Debatte in der Öffentlichkeit nach sich zog: Bei einer großen überregionalen Verbandstagung in der Freiheitshalle wurde Oberbürgermeister Dr. Heun als Hausherr wohl etwas „spitzig“ und von mehreren Seiten auf die im Hallenfoyer aufgebaute Kunstausstellung angesprochen. Hierbei handelte es sich um recht abstrakte Objekte aus mit schwarzer Farbe besprühten Plastikfolien. Kurzerhand ließ der offenbar zutiefst genervte Oberbürgermeister Dr. Heun sofort diesen vermeintlichen „Müll“ durch den Bauhof entfernen und zur Deponie bringen. Der Stadt Hof brachte dies neben einer erhitzten öffentlichen Diskussion um „Kunst“ auch noch eine gerichtliche Schadenersatzklage ein. Aber so war er halt, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, setzte er auch kompromisslos um.
Wo sehen Sie seine Verdienste für unsere Heimatstadt?
Dr. Hans Heuns 18-jährige Amtszeit hat in Hof deutliche Spuren hinterlassen. Der Bau des Untreusees ist wohl die Bekannteste. Aber auch zahlreiche weitere Projekte konnte er mit Unterstützung der Verwaltung unter dem seinerzeitigen Hauptamtsleiter Günter Bauer realisieren. Nicht ohne Grund ernannte ihn deshalb ja der Stadtrat im Jahr 1992 zum Hofer Ehrenbürger. Mit seinem Tod ist diese an die Person geknüpfte Ehrenbürgerwürde nunmehr leider erloschen. Auf jeden Fall hielte ich es für angemessen, dass sich der Stadtrat in nicht allzu ferner Zeit damit befasst, die Verdienste Dr. Heuns parteiübergreifend auch über seinen Tod hinaus dauerhaft zu würdigen, zum Beispiel durch die Benennung einer Straße oder eines Platzes.
Aus der Arbeitsbeziehung entwickelte sich nach seiner Amtszeit später eine Freundschaft – wie sah das aus?
Nun ja, Freundschaft ist vielleicht etwas hoch gegriffen, Dr. Heun war ja schließlich fast 30 Jahre älter als ich und stammte aus einer völlig anderen Generation. Aber es stimmt, zwischen uns beiden entwickelte sich, als er bereits im hohen Alter war, ein vertrautes und freundschaftliches Verhältnis. Seine große Leidenschaft war seine wunderschöne Teichanlage bei Wölbattendorf. Dort trafen wir uns zum gemeinsamen Angeln, d. h. ich bediente die Rute und er zog begeistert die angebissenen Fische mit dem Kescher an Land. Natürlich gab es da auch ein Bier aus der Flasche oder ein paar Bratwürste auf seiner offenen Feuerstelle. Ja, und eines Tages sagte er dann spontan zu mir „Für dich bin ich einfach nur der Hans!“
Eines möchte ich jedoch schon besonders betonen: Niemals haben wir bei solchen Gelegenheiten über das Rathaus oder gar Politik gesprochen. Vielleicht sind wir ja gerade deshalb so gut miteinander ausgekommen.
Was wäre ihm wichtig für das Hof von heute?
Sie stellen mir hier eine sehr schwierige Frage. Hans Heun war Zeit seines Lebens ein „bekennender Hofer“. Das Wohl und die Fortentwicklung seiner Heimatstadt ging ihm über alles. Auch nach seiner Amtszeit als Oberbürgermeister setzte er sich als Vorstand der Hermann- und Bertl-Müller-Stiftung mit Herzblut für wichtige Maßnahmen ein, wie unter anderem die Sanierung des Wartturmes und ganz viele Verschönerungsprojekte im gesamten Stadtgebiet, die sonst unterblieben wären. Ihre Frage möchte ich insofern wie folgt beantworten: Alles was unsere Stadt Hof nach vorne bringt und dabei die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger verbessert, wäre Altoberbürgermeister Dr. Heun auch heute noch wichtig.
Ehrenbürger und Altoberbürgermeister Dr. Hans Heun
geb. 16.04.1927 in Hof – gest. 3.12.2020 in Hof
Stadtrat von 1960 bis 1970, davon sechs Jahre lang Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion
Oberbürgermeister von 1970 bis 1988
Mitglied des Bezirkstags und stellv. Bezirkstagspräsident von 1978 bis 1994
Nach dem Abitur 1948 studierte er an der Hochschule in Nürnberg Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Er schließt 1952 als Diplom-Kaufmann ab. Von 1952 bis 1955 war er Vorstandsassistent bei der Porzellanfabrik Schönwald. Im Jahr 1955 promoviert er zum Dr. oec. Von 1955 bis 1956 Studium und Abschluss als Diplom-Handelslehrer. Am 01.09.1956 beginnt Dr. Heun als Lehrer an der Städtischen Berufsschule in Hof. Am 01.09.1968 wurde er Direktor der Städtischen Handelsschule.
Die 18-jährige Amtszeit als Oberbürgermeister (1970 bis 1988)wird u. a. wie folgt geprägt:
Eingemeindung von Unterkotzau, Eppenreuth, Pirk und Osseck (1972),
Einweihung der Freiheitshalle (1974),
Schulzentrum am Rosenbühl wird 1975 seiner Bestimmung übergeben,
Eingemeindung von Leimitz und Jägersruh (1977),
Eingemeindung von Haidt und Wölbattendorf (1978),
Einweihung des neuerrichteten „Q-Bogens“ und Michaelisbrücke (1980),
Einweihung Untreusee (1981),
Aufnahme Lehrbetrieb am 01.10.1975 der Bayerischen Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Bayern und Richtfestfeier 1982,
Eröffnung des neugestalteten Freibades (1983),
Ausbau der vierspurigen Ernst-Reuter-Straße,
Altstadt und Lorenzstraße werden Fußgängerzone (1986),
Ausbau des Flugplatzes mit Landebahnverbreiterung, Bau eines Abfertigungsgebäudes mit Restaurant und Werfthalle sowie Neubau der 1200 Meter langen Start- und Landebahn.