
Der Kreisverband Hof für Gartenbau und Landespflege unterstützt das Projekt „Bayern blüht – Naturgarten“ des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Damit wird die Möglichkeit geboten, den eigenen Garten als Naturgarten zertifizieren zu lassen. Mit dem Zertifikat sollen Gartenbesitzer ausgezeichnet werden, die ohne Chemie und Torf im Einklang mit der Natur wirtschaften.
Zu den ersten drei Gärten, die im Kreisverband Hof zertifiziert wurden, gehört auch der von Birgit Wunderatsch aus Baiergrün bei Schauenstein. Doch die leidenschaftliche Naturgartengestalterin ging noch einen Schritt weiter: Um den Gedanken des umweltfreundlichen Gärtnerns im Hofer Raum möglichst weit zu verbreiten, ließ sie sich bei der Bayerischen Gartenakademie selbst zur qualifizierten Zertifiziererin ausbilden. Seitdem konnte bereits ein großer Erfolg verzeichnet werden: „Zehn der 20 Gärten, die zuletzt in Oberfranken als Naturgärten zertifiziert wurden, gehören Mitgliedern des Kreisverbandes Hof“, berichtet sie.
Die gebürtige Bayreutherin Birgit Wunderatsch engagiert sich selbst seit vielen Jahren für den Kreisverband Hof für Gartenbau und Landespflege, aktuell als Schriftführerin. Außerdem ist sie Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Baiergrün und stellvertretende Vorsitzende des Bezirksverbandes. In ihrem eigenen, rund ein Drittel Hektar großen Garten wendet sie bereits seit Jahrzehnten die Maßnahmen an, die für eine Zertifizierung notwendig sind. So gehöre es unter anderem zu den Kernkriterien, die erfüllt werden müssen, auf chemisch-synthetischen Dünger wie auch Pflanzenschutzmittel und Torf zu verzichten. Außerdem solle die Biodiversität, die Vielfalt der Lebensräume, gefördert werden.
Bei einem Rundgang durch ihren Garten finden sich aber auch reichlich Beispiele für die „Kann-Kriterien“, von denen für eine Zertifizierung in zwei Bereichen mindestens sieben Punkte vergeben werden müssen. So gestattet Birgit Wunderatsch in einem „Wilden Eck“ der Natur, sich so zu entfalten, wie sie das will. Sie lässt Wildkräuter und eine Vielfalt an Lebensräumen zu, pflegt gebietstypische Sträucher und Gehölze oder versorgt Insekten über blühende Stauden und Blumen mit Nahrung.
In einigen Bereichen geht Birgit Wunderatsch auch über die geforderten Kriterien hinaus. So lässt sie auf einem Teil ihrer Wiese Schafe grasen, die zugleich den natürlichen Dünger liefern, und hat auf diese Weise über lange Zeit hinweg ein blühendes Paradies mit Wicken, Klee, Margeriten, Huflattich, Schafgarbe, Glockenblumen und vielen weiteren Arten entstehen lassen. Wie sie betont, ist für eine derart reiche, standortgerecht Blumenwiese vor allem eines erforderlich: Geduld. „Man braucht keine Blühmischung aus dem Baumarkt“, sagt sie. „Wenn man eine Wiese nur noch einmal jährlich mäht, entsteht der Artenreichtum mit der Zeit von selbst.“
Überhaupt benötige ein Naturgarten viel weniger Aufwand als man denke. Da sie und ihre Familie sich ohnehin ständig im Garten aufhielten, erledige sich der Pflegeaufwand eher so nebenbei. Birgit Wunderatsch sieht ihr Werkeln im Garten vor allem als Ausgleich zu ihrem Beruf im Rechenzentrum der Hochschule für den Öffentlichen Dienst in Hof.
In einigen Bereichen, so räumt sie ein, müsse man freilich auch schon immer mal etwas mehr anpacken. So müsse der Gartenteich regelmäßig von Entengrütze befreit und entschlammt werden, um nicht zu verlanden. Und natürlich müsse der Teil der Wiese rund ums Haus, der kurz gehalten werde, regelmäßig gemäht werden – allerdings setzt Birgit Wunderatsch auch hier auf Natur und hält sich keinen reinen Gras-Rasen, sondern eine artenreiche, wenn auch kurz geschnittene Grünfläche.
Bei einem Spaziergang durch den Garten der Familie Wunderatsch gibt es überall Hinweise, wie nah die gestaltete Landschaft der Natur ist. So brüten selbst in geschnittenen Hecken Vögel, und die Sonnenblumen dürfen dort wachsen, wo sie sich selbst aussähen. Was den Garten so paradiesisch macht, ist gerade das Wilde, das bei aller Ordnung durchscheint. So darf mancherorts auch schon mal ein Stück Holz verrotten, und im Kräutergarten lässt Birgit Wunderatsch vereinzelt Pflanzen wachsen, die dort eigentlich nicht hineingehören. Denn, so sagt sie: „In einer Mischkultur gibt es weniger Schädlinge.“
Deshalb rät sie Gartenfreunden, die ihr kleines Reich bisher blitzsauber und aufgeräumt halten, auch mal ein bisschen mehr Natur zuzulassen. Denn erstens verringere es den Arbeitsaufwand, wenn man nicht jedes sogenannte Unkraut gleich auszupfe; und zweitens tue man der Vogel- und Insektenwelt damit einen Riesengefallen. Manfred Köhler
Die Naturgarten-Zertifizierung steht für jeden Garten offen. Mitglieder wenden sich unter schriftfuehrer@kv-gartenbauvereine-hof.de an Birgit Wunderatsch. Wer nicht Mitglied eines Gartenbauvereins ist, kann sich dennoch bewerben. Allerdings laufen in diesem Fall Anmeldung und Organisation über die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, und es fällt eine Unkostenpauschale an. Infos hierzu: https://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/veranstaltungen/215964/index.php. Mit der Plakette, die verliehen wird, kann man ein sichtbares Zeichen für nachhaltige und ökologische Bewirtschaftung setzen.