Der weltweit einzigartige neue Konzertsaal am denkmalgeschützten Haus Marteau in Lichtenberg im Landkreis Hof strebt seiner Vollendung entgegen. Die Bauarbeiten sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, eine offizielle Einweihungsfeier wie auch Besichtigungsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit stehen allerdings wegen der Corona-Beschränkungen noch in den Sternen.
Was den neuen Konzertsaal so besonders macht, sind bis zu 13 Meter lange und sieben Tonnen schwere sogenannte Granitspitzen, die für eine ganz besondere Akustik sorgen sollen. Im Sommer rollten wochenlang regelmäßig Schwertransporte der ausführenden Kusser Granitwerke aus Aicha vorm Wald bei Passau durch Lichtenberg zum Haus Marteau, mit denen die Granitspitzen angeliefert wurden. Der Münchner Architekt Peter Haimerl, der den Konzertsaal konzipiert hat, sagte auf Nachfrage, etwas Vergleichbares sei noch nie gebaut worden. Es entstehe ein Saal, der Kraft und Energie ausstrahle.
Auch im Kellerbereich wurde die Internationale Musikbegegnungsstätte bereits grundlegend erneuert und umgestaltet. So sei der ehemalige Heizungskeller 60 Zentimeter eingetieft worden, erläutert Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold, der als Vertreter des Bauherrn, des Bezirks Oberfranken, für das Projekt zuständig ist. Die neuen Räumlichkeiten im Gartengeschoss bestünden aus einem Aufenthaltsraum für die Künstler, drei Probenräumen, einem Foyer, neuen Toiletten und dem unterirdischen Übergang zum Konzertsaal, der neben dem Haus Marteau zum Teil in die Erde eingebaut worden sei.
Letztlich diene der Konzertsaal vor allem als weiterer Unterrichtsraum, sagte Dippold weiter, denn Veranstaltungen seien nicht die primäre Aufgabe des Hauses Marteau. Künstler aus aller Welt fänden hier ideale Arbeitsbedingungen. Im Zentrum stehe nach wie vor die alte Villa; der Konzertsaal sei vor allem ein „selbstbewusstes Beiwerk“, der das Bild des Altbestandes neu prägen solle.
Tatsächlich ist mit dem Kellerausbau und dem neuen Konzertsaal eine perfekte Symbiose zwischen wegweisender zeitgenössischer Architektur und der historischen Eleganz der Villa Marteau gelungen. Die Künstlerinnen und Künstler, die hier bereits üben und künftig auch auftreten werden, können dadurch sowohl den Charme der alten Räumlichkeiten genießen wie auch die Möglichkeiten neuester Technik und Raumgestaltung. Unter anderem konnte sogar, trotz der relativen Enge der Gesamtanlage, ein separater Zugang für die Musiker vom Übungsbereich zum Konzertsaal realisiert werden.
Die Bühne des Unterrichts- und Konzertsaals, der bis zu 100 Menschen fasst, liegt etwa 4,5 Meter unterhalb der Geländeoberfläche. Wie der Bezirk Oberfranken auf Nachfrage mitteilte, stärkt die bauliche Erweiterung des Hauses Marteau die Region Hochfranken und sichert die Zukunft der Internationalen Musikbegegnungsstätte. Laut Bezirkstagspräsident Henry Schramm wird auch die Kulturszene in Oberfranken insgesamt sehr von der Arbeit der Künstlervilla profitieren. Im Haus Marteau arbeite die künftige internationale Weltklasse von Musikern mit renommierten Dozenten mit internationaler Konzerterfahrung zusammen und teile das im Workshop Erlernte dann anschließend mit den Konzertbesuchern.
Auch wenn die Zeit Henri Marteaus, der 1934 starb, aus heutiger Sicht schon weit zurückzuliegen scheint, so ist der Weltklassekünstler seiner Zeit den Besuchern seiner Villa auch heute noch sehr nah. So kann bei einem Spaziergang durch den Park sein Grab besucht werden, und im Nachlass, der noch heute im Haus Marteau bewahrt wird, finden sich viele Fotos und Gemälde aus seinem Besitz wie auch ein Röntgenbild seiner Hand und sogar seine Totenmaske.
Nach der coronabedingten Schließung wurde der Übungsbetrieb im Haus Marteau inzwischen wieder aufgenommen. Im Monat Oktober finden gleich drei Meisterkurse statt, und zwar für Violine, Percussion und Trompete. Bis in den Januar hinein stehen weitere Meisterkurse bereits fest. Manfred Köhler
Infos: www.haus-marteau.de