Am liebsten sitzt Martina Tögel unter den Ästen der alten, großen Weide, und blickt über den Seerosenteich. So viele ruhige Momente wie heuer hat sie im Botanischen Garten in Hof schon lange nicht mehr genossen, denn normalerweise – wenn nicht gerade ein Virus einen Großteil des gesellschaftlichen Lebens lahmlegt – hat sie dort alle Hände voll zu tun: Besucher umherführen, Projekte planen, Veranstaltungen managen…
Seit 2017 steht die 39-Jährige an der Spitze des Fördervereins Botanischer Garten und Theresienstein Hof e. V. Der Theresienstein, eine der ältesten von Bürgern angelegten Parkanlagen in Bayern, hat es Tögel sofort angetan, als sie vor zirka 20 Jahren von Schauenstein nach Hof zog. „Ein Naturparadies mitten der Stadt – viele Städte wären dankbar über so ein Kleinod.“
Schon damals gehörte Martina Tögel dem Gründungsvorstand des Fördervereins Theresienstein an, zog sich später ein wenig aus der Vereinsarbeit zurück – und musste dennoch nicht lange überlegen, als die frühere Vorsitzende Ursula Dumann-Specht vor einigen Jahren nach jungen Unterstützern suchte. Heute zählt der Verein, der inzwischen Förderverein Botanischer Garten und Theresienstein heißt, 550 Mitglieder und wird von Martina Tögel und drei weiteren engagierten Mitstreiterinnen gemanagt: „Wir sind ein toller Trupp und die Zusammenarbeit ist einfach wunderbar“, schwärmt die Vorsitzende. Im Laufe der Jahre sind viele Freundschaften entstanden und der Verein ist ihr zu einer zweiten Familie geworden.
Neben der Organisation von Festen wie dem Rosenfest und der Nacht der Sinne stehen regelmäßig Exkursionen für Mitglieder und auch entspannte Stammtisch-Abende auf dem Programm. Ziel des Vereins ist es, dafür zu sorgen, dass der Eintritt in den Botanischen Garten weiterhin kostenlos bleiben kann. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, weiß Tögel. Die meisten Botanischen Gärten erheben Eintrittsgelder zur Finanzierung des Unterhalts. „Aber wir möchten, dass alle Hofer dieses Paradies jeden Tag genießen können.“ In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Hof möchten die Vereinsmitglieder die wunderschöne Parkanlage und den Botanischen Garten nicht nur für nachfolgende Generationen bewahren, sondern immer weiter verschönern.
So entstand jüngst eine dicke, hochwertige Broschüre, die den Botanischen Garten in Wort und Bild ausführlich vorstellt und die die Besucher am Eingang kostenlos mitnehmen dürfen. Außerdem stellte der Verein am Eingang eine Spendenbox für Gäste auf, die einen finanziellen Beitrag leisten wollen, und organisierte neue Mülleimer für das komplette Areal. „Wir haben diskutiert, welche Standorte wichtig und günstig wären, und ein Modell ausgesucht, dass sich besonders gut in die Landschaft einfügt“, berichtet die 39-Jährige. Die Bezahlung der Mülleimer übernahm der Verein; um die Aufstellung kümmerte sich die Stadt.
Die nächsten Projekte sind längst in Planung: Es soll künftig einen Bücherschrank im Botanischen Garten geben, ähnlich dem am Wirth-Platz in Hof; die Eingangshütte muss gestrichen, das Erdbebenhäuschen saniert werden. Martina Tögel träumt davon, den alten Seismografen, der im vergangenen Jahr aus dem Deutschen Museum in München zurück nach Hof gebracht wurde und aktuell im Museum Bayerisches Vogtland steht, wieder in das Erdbebenhäuschen zurückzubringen, in dem er Anfang des 20. Jahrhunderts stand. „Es ist aber noch nicht klar, ob das von den klimatischen Bedingungen her überhaupt möglich ist.“
Mehr Infos über Botanischen Garten und Theresienstein – von geschichtlichen Hintergründen und Lageplänen bis hin zu den Öffnungszeiten – gibt es im Internet unter www.botanischer-garten-hof.de. Dort kann man auch einen Mitgliedsantrag für den Förderverein herunterladen. Wer den Verein mit einer Spende unterstützen möchte, überweist an die IBAN DE02 7806 0896 0007 2370 30 bei der VR Bank Bayreuth-Hof eG.
In turbulenten Zeiten nimmt die ehrenamtliche Tätigkeit für den Förderverein in Tögels Alltag schon mal zwei Stunden pro Tag ein, doch das macht ihr nichts aus: „Diese Arbeit macht mir wahnsinnig viel Spaß.“ Da sie nach eigener Aussage „keine botanische Leuchte“ ist, kümmert sie sich vor allem um die finanziellen Belange des Vereins und die Organisation von Veranstaltungen. „Insofern ist das ein ruhiges Jahr für mich.“ Wenn sich die Welt nächstes Jahr hoffentlich wieder in normaleren Bahnen dreht, wird die alte Weide von Martina Tögel wenig sehen…
Sandra Langer