Im Mai beginnt in Hof eine neue Ära: Mit Eva Döhla nimmt erstmals in der Geschichte der Stadt eine Frau auf dem Chefsessel im Rathaus Platz. Ungewöhnlich ist außerdem, dass der Name Döhla in der Ahnengalerie der Hofer Oberbürgermeister nun zum zweiten Mal vorkommt: Vor Dr. Harald Fichtner hatte Dieter Döhla 18 Jahre lang das Amt inne. Wir haben bei der neuen Oberbürgermeisterin nachgefragt:
Wie haben Sie den Moment der Ergebnisverkündung bei der Stichwahl in Erinnerung?
Sehr gut! Super! Den Augenblick, als der rote und der schwarze Balken für den ersten Briefwahlbezirk auf dem Bildschirm erschienen, werde ich bestimmt nie vergessen.
Haben Sie mit dem Ergebnis gerechnet?
Ich war zuversichtlich und hatte ein gutes Grundgefühl. Dass der Ausgang dann so deutlich würde, hätte ich nicht unbedingt erwartet.
Wie haben die Menschen reagiert? Was erhoffen sie sich von Ihnen als Oberbürgermeisterin?
So viele haben sich mit mir gefreut. Ich war und bin wirklich überwältigt von den vielen Gratulanten. Jede/r hat natürlich seine ganz persönlichen Erwartungen an mich. Was ich aber von vielen höre: den Wunsch nach frischem Wind und einem anderen Stil.
Was ist seitdem alles passiert?
Obwohl ich bis Ende April noch regulär bei meinem Arbeitgeber beschäftigt war, galt es schon einige Weichen zu stellen. Aber ich bin es schon gewohnt, parallel die verschiedensten Themen und Projekte zu managen. So haben bereits einige Gespräche stattgefunden, um Arbeitsgrundlagen zu schaffen: im Stadtrat, in der Verwaltung und nach außen.
Fühlt sich Hof jetzt anders an?
Für mich nicht. Aber vielleicht für Sie?
Ist das künftige Amt inzwischen Alltag – oder noch ein bisschen unwirklich?
Keines von beiden. Es ist weder alltäglich noch unwirklich. Es fühlt sich stimmig und richtig an, aber verbreitet in mir auch den Zauber eines Neubeginns.
Was bedeutet es Ihnen, als erste Frau den Platz auf dem Chefsessel des Rathauses einzunehmen?
Das bedeutet mir viel. Ich habe ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Position von Frauen in unserer Gesellschaft, für ihre Chancen und die Barrieren, die sie überwinden müssen. Es ist noch lange keine Gleichstellung erreicht. Um dasselbe zu erreichen, müssen Frauen oft viel mehr leisten als Männer. Von meiner Position aus möchte ich Frauen ermutigen, sich etwas zuzutrauen, ihren eigenen Weg zu gehen und vor allem auch untereinander solidarisch zu sein.
Worauf freuen Sie sich beim Gedanken an die ersten offiziellen Arbeitstage?
Auf alle Begegnungen, die da anstehen. Vor allem ist es mir wichtig, nicht nur für die da zu sein, die mich gewählt oder unterstützt haben. Mein Anspruch ist es, auch denen eine gute Chefin oder Oberbürgermeisterin zu sein, die Bedenken haben.
Haben Sie vor manchen Aufgaben auch ein bisschen Angst oder besonderen Respekt?
Angst ist ein schlechter Ratgeber. Ich gehe mit einer XXL-Portion Gottvertrauen durch das Leben. Ich nehme meine Aufgabe ernst, doch ich nehme das Ernste nicht schwer.
Vor welche speziellen Herausforderungen sehen Sie sich durch die Corona-Krise gestellt?
Es gibt keinen Arbeitsbereich, der nicht davon betroffen wäre. Alles ist durchdrungen von der Thematik. Wir erkennen, dass es nicht zurückgeht in die alte Normalität, sondern dass eine neue Normalität auf uns wartet. Normalität ist im Grunde nie etwas Festes, sondern verändert sich immer. Nur meist eben langsamer. Und es zeichnet sich schon ab, dass das Wieder-Eröffnen meist komplizierter ist als das schnelle Schließen. Da sind sehr viele Einzelfragen zu klären, sei es an Schulen, in Geschäften oder bei Veranstaltungen.
Was wollen Sie unbedingt erreichen – kurzfristig im ersten Jahr und langfristig für die gesamte Amtszeit?
Kurzfristig möchte ich mit dem Stadtrat neue Ansätze für mehr Bürgernähe einführen, zum Beispiel Stadteilbeiräte, die vor Ort tagen, sowie eine Übertragung der Sitzungen ins Internet. Langfristig will ich auf jeden Fall einige meiner Hauptforderungen aus den letzten Monaten umsetzen, so etwa das Hofgalerie-Problem neu angehen, ein Schulhaus planen und ein Citymanagement für die Innenstadt einrichten.
Was wünschen Sie sich von ProHof?
Dass der Verein sich mit voller Kraft einsetzt, um die Außenwirkung der Stadt mit voranzubringen. In ProHof sind gute Energien gebündelt, mit denen sich auch in Zukunft viel für unser Hof erreichen lässt.
Was rät Ihnen Ihr Vater aus seiner eigenen Erfahrung heraus?
Er empfiehlt mir Gelassenheit und Freundlichkeit. Insgesamt ist er sehr zurückhaltend mit Empfehlungen.
Was werden Sie an Ihrem alten Leben vermissen?
Natürlich all meine wunderbaren und inspirierenden Kolleginnen und Kollegen aus der Diakonie. Wir haben viel miteinander erreicht, durchlebt, manchmal auch durchlitten, gelacht und gelernt. Aber ich bin zuversichtlich, dass genau diese Erfahrungen auch jetzt wieder auf mich warten.
Die Fragen stellte Manfred Köhler