Wie bunt und vielfältig ist das Angebot an Ausbildungsplätzen in Hof und Umgebung? Können alle Ausbildungsstellen besetzt werden? Und wie ist die Stimmung unter den Auszubildenden? Um das herauszufinden, hilft nur die Nachfrage vor Ort. Deshalb stellt das Pro-Hof-Magazin Betriebe vor, der ausbildet. Für den elften Teil haben wir nachgefragt bei Michaela Fleischer, Geschäftsführerin der Bäckerei Reinel:
Wie groß ist die Bandbreite an Ausbildungsstellen bei Ihrer Firma – wie viele verschiedene Ausbildungsberufe gibt es?
Wir bieten drei verschiedene Ausbildungen an: Bäcker/in, Konditor/in und Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk mit Schwerpunkt Bäckerei.
Wie viele Auszubildende sind derzeit beschäftigt?
Derzeit absolvieren zehn junge Menschen bei uns ihre Ausbildung.
Kommen die Azubis auch von weiter her oder nur aus Stadt und Landkreis Hof?
Die Mehrheit unserer Azubis kommt aus Stadt und Landkreis Hof, allerdings haben wir auch Azubis aus anderen Städten.
Hat die Zahl und Vielfalt an Ausbildungsstellen bei Ihrer Firma in den letzten Jahren zugenommen? Wenn ja, in welchen Bereichen?
Ja, die Zahl an Ausbildungsstellen hat zugenommen. In den letzten Jahren hatten wir sogar zwei Azubis, die sich dazu entschlossen haben, nach ihrer Bäckerlehre noch eine Ausbildung zum Konditor zu machen – eine Doppelqualifizierung sozusagen. Einer von ihnen hat beide Ausbildungen schon abgeschlossen, und wir haben ihn in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen; der andere schließt seine Ausbildung zum Konditor dieses Jahr ab.
Wie gut sind die Chancen, nach der Ausbildung übernommen zu werden?
Wenn seitens des Azubis Interesse besteht, ist es unser Ziel, unsere Auszubildenden in ein festes Arbeitsverhältnis zu übernehmen. Wir beschäftigen viele Bäcker/innen und Fachverkäuferinnen, die schon bei uns gelernt haben. Manche sind sogar schon seit 20 oder 25 Jahren bei uns.
Wie ist die Stimmung unter den Auszubildenden? Worauf legen sie Wert? Was schätzen sie an Ihrer Firma als Arbeitgeber?
Unsere Azubis verstehen sich untereinander sehr gut. Azubis des selben Lehrjahres gehen auch gemeinsam zur Schule. Es ist uns wichtig, die Azubis von Beginn ihrer Ausbildung an in alle betrieblichen Abläufe mit einzubeziehen. Ich denke, dass unsere Azubis es schätzen, ein fester und wichtiger Bestandteil des Teams zu sein.
Welche Ausbildungsstellen sind derzeit bei Ihrer Firma noch frei?
In diesem Jahr lernen fünf unserer Azubis aus – sowohl Bäcker, Konditoren als auch Azubis im Bereich Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk. Aufgrund dessen würden wir gerne auch in diesem Jahr wieder Azubis in allen drei Bereichen einstellen.
Wo können sich Interessenten hinwenden?
Interessenten können sich auf unserer Webseite (www.reinel-hof.de) sowie auf Instagram (@reinel_baeckerei) über unser Unternehmen informieren. Sie können sich per Mail an kontakt@reinel-hof.de wenden oder per Post an Bäckerei Reinel, Oberkotzauer Straße 13, 95032 Hof, Ansprechpartnerin: Michaela Fleischer.
Was ist zu beachten?
Gerne können Interessenten vorab ein Praktikum bei uns absolvieren – Anfragen bitte auch an die oben genannten Kontaktdaten. Manfred Köhler
Auszubildende aus aller Welt in der Bäckerei Reinel
Mit ihrer Ausbildung führt Anna-Ruth Zierold eine 100-jährige Familientradition fort: Im Jahr 1919 gründeten ihre Ururgroßeltern in Werdau die Bäckerei Kunze – im Jahr 2020 lernt Anna-Ruth Zierold bei der Bäckerei Reinel in Hof im zweiten Lehrjahr Konditorin.
Die 18-Jährige hat sich aber nicht nur aus Respekt vor ihrer Familie für den Beruf entschieden. Nach Abschluss der Diesterweg-Oberschule Werdau absolvierte sie drei Praktika in Bäckereien und Konditoreien und fand alle „ziemlich cool“. Weniger gefiel ihr dagegen ein Praktikum als Floristin. Und ein bisschen spielte vielleicht doch auch ihr Urgroßvater Friedrich Kunze eine Rolle, der Sohn des Gründerehepaares. Der hatte sich gewünscht, als seine Urenkelin Anna-Ruth noch ein kleines Mädchen gewesen war, dass sie das Bäcker- und Konditorhandwerk erlernen möge.
Für die Bäckerei Reinel in Hof als Ausbildungsplatz hat sich die junge Werdauerin entschieden, weil sie einen anderen als den elterlichen Betrieb kennenlernen wollte, aber beide Bäckereien sich recht ähnlich sind. Beide haben eine mittlere Größe mit mehreren Zweigstellen. Ganz anders ist es für Anna-Ruth allerdings, in Hof zu leben statt in Werdau: „Daheim kann man überall hin laufen. Hier in Hof ist alles so groß, dass man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist.“
An ihrem künftigen Beruf liebt es Anna-Ruth Zierold besonders, Torten zu garnieren und mit verschiedenen Geschmackssorten herum zu experimentieren. Außerdem mag sie die Abwechslung im Tages- und Wochenablauf. Mit den extremen Arbeitszeiten hat sie keine Probleme: „Ich muss zwar nachts um drei Uhr anfangen, aber das macht mir nichts aus, wenn ich um 20 Uhr ins Bett gehen kann und drei Stunden Mittagsschlaf bekomme.“ Vorteil: Der Nachmittag steht zur freien Verfügung, was gerade jetzt im Frühjahr und Sommer ideal sei.
Anna-Ruth Zierold weiß zu schätzen, dass ihr mit ihrer Ausbildung bei der Bäckerei Reinel in Hof einmal alle Türen offen stehen. Wenn sie fertig ist, will sie erst einmal ins Ausland, am liebsten in die Schweiz, und Erfahrungen sammeln. Erst dann geht es zurück nach Werdau in den elterlichen Betrieb.
Michaela Fleischer, Geschäftsführerin der Bäckerei Reinel, bildet zwar am liebsten für ihren eigenen Betrieb aus, aber hat auch keine Probleme damit, dass Anna-Ruth wieder weggehen wird: „Ich sehe es als Teil unseres Auftrags, junge Menschen auszubilden, auch wenn es nicht immer für uns selbst ist.“ Anna-Ruth sei eine sehr gute Auszubildende und passe perfekt ins Team. Das gelte auch für einen anderen der derzeit zehn Auszubildenden – und der will auf jeden Fall bei der Bäckerei Reinel bleiben.
Wie Anna-Ruth Zierold kommt auch Boubacar Barry nicht aus Hof. Sein Weg, der ihn zur Bäckerei Reinel führte, war allerdings sehr viel länger. Der 21-Jährige kam 2016 aus Guinea nach Deutschland, um in Berlin Elektriker zu lernen. Allerdings blieb er in Hof hängen, und auch aus dem Elektriker-Handwerk wurde es nichts. Dass ihm die Bäckerei Reinel die Chance für eine Ausbildung bot, weiß er hoch zu schätzen. Ihm gefällt die Handarbeit, zum Beispiel das Kneten des Teiges oder das Flechten der Zöpfe. Mit dem frühen Aufstehen hat er keine Probleme, an die Hofer Winter allerdings ist er immer noch nicht ganz gewöhnt. Dennoch will er hier bleiben und nach der Ausbildung weitermachen: „Ich möchte gerne meine Meisterprüfung machen und danach auf Dauer bei der Bäckerei Reinel arbeiten.“
Manfred Köhler