Bühnennebel und laute Musik ist Bernd Gemeinhardt gewohnt. Dass das ganze Brimborium allerdings ihm persönlich gilt und nicht den Künstlern, die in der Hofer Freiheitshalle auftreten, kommt eher selten vor. Seit über 25 Jahren ist Gemeinhardt Betriebsleiter der Hofer Freiheitshalle. Zum Jubiläum im vergangenen Herbst haben ihm seine Kollegen einen ganz besonderen Empfang bereitet: Schon bei der Ankunft an der Halle wunderte sich der 50-Jährige, warum die blaue Außenbeleuchtung so früh am Morgen brannte. Als er das Foyer betrat, ging nicht wie üblich das durch Bewegungsmelder gesteuerte Licht an, sondern Nebel, Musik – und ein kleiner Film über seine 25-jährige Tätigkeit für die Freiheitshalle. „Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet; das hat mich sehr gerührt“, erinnert sich Gemeinhardt.
Seit 1988 steht Bernd Gemeinhardt im Dienst der Stadt Hof und hat seit 1994 mit seiner Tätigkeit in der Freiheitshalle, wie er selbst sagt, „nicht gerade den klassischen Verwaltungsjob“. Es gibt Arbeitstage, die sehr früh beginnen; Arbeitstage, die erst spät in der Nacht enden; und Arbeitstage, an denen er mit Helene Fischer im Aufzug steht, ohne sie zu erkennen. „Da ist kein Tag wie der andere, und oft weiß man morgens nicht, was im Lauf des Tages alles auf einen zukommt.“ Seinen Job beschreibt der Betriebsleiter als schwer planbar, aber äußerst abwechslungsreich; die schönste Bestätigung seien gelungene Veranstaltungen und zufriedene Besucher.
„Dass eine Stadt in der Größenordnung Hofs eine Halle dieser Art vorhält, ist sehr außergewöhnlich“, weiß der Experte. „Und das kann nur funktionieren, wenn die Halle alle Veranstaltungstypen abdecken kann.“ Mit dem großen Haus, dem Festsaal und einem modernen Konferenzbereich kann die Hofer Freiheitshalle seit der Neueröffnung nach dem Umbau im Jahr 2012 verschiedensten Ansprüchen gerecht werden. Rund 450 Belegungstage pro Jahr zeugen davon, dass Veranstalter und Besucher gerne in die Hofer Freiheitshalle kommen. Gemeinhardt erinnert sich an ein Wochenende, an dem eine ausverkaufte Doppelshow von Bülent Ceylan im großen Haus, zwei Konferenzen und ein Akkordeonkonzert im Festsaal ihn und sein Team mächtig auf Trab gehalten haben.
Zwar sind solche Wochenenden, an denen fünf Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden und über 6000 Menschen die Halle besuchen, die Ausnahme. Doch langweilig wird es für Bernd Gemeinhardt und sein Team, dem sieben Techniker und vier Verwaltungsangestellte angehören, nie. Es gilt alle Veranstaltungen einzubuchen, Mietverträge abzuschließen und dabei von der Bestuhlung über die Technik bis hin zu Polizeieinsätzen beispielsweise bei politischen Veranstaltungen verschiedenste Modalitäten mit den Veranstaltern zu klären, für den Unterhalt der technischen Anlagen und der Sicherheitstechnik zu sorgen sowie die Personal- und Finanzplanung im Blick zu behalten. Bei größeren Veranstaltungen ist immer jemand von der Verwaltung vor Ort; die Mitarbeiter teilen sich diese Aufgabe untereinander auf.
Ist man auf Du und Du mit den Stars, wenn man so viele Veranstaltungen hinter der Bühne miterlebt? „Nein, wir halten uns da sehr zurück“, berichtet Gemeinhardt. „Und die Künstler wissen es zu schätzen, wenn sie ihre Ruhe haben und nicht alle fünf Minuten jemand in ihrer Garderobe steht.“ Wenn es Dinge abzusprechen gebe, stehe man aber jederzeit zur Verfügung – und erhalte dafür viele positive Rückmeldungen von den Veranstaltern.
Highlights der vergangenen Monate waren für den Betriebsleiter „Harry Potter in Concert“, eine Produktion, bei der die Filmmusik der Kultfilme live von den Hofer Symphonikern eingespielt wurde, sowie das Gastspiel von „Holiday on Ice“. „Denn eine Eisfläche in der Halle hat man auch nicht jeden Tag.“ Größte Herausforderung für das Jahr 2020 werden die Open Air-Konzerte von Mark Forster und Xavier Naidoo im Sommer (so sie stattfinden können). Der Freiheitshallenparkplatz als Veranstaltungsort eröffnet Bernd Gemeinhardt und seinem Team eine „ganz neue Spielwiese“, und eine Veranstaltung dieser Größenordnung hat Hof bisher wohl selten gesehen.
„Aktuell arbeiten wir mit dem Veranstalter an einem Sicherheitskonzept“, verrät Gemeinhardt. Auch die Logistik birgt gewisse Herausforderungen: Es muss genügend Zugänge zum Veranstaltungsgelände geben sowie ein passendes Parkplatzsystem, da der große Parkplatz an der Halle ja nicht zur Verfügung steht. Bernd Gemeinhardt führt Gespräche mit Veranstaltern, Polizei, Anwohnern und Co. Viele Menschen an einen Tisch zu bringen und gemeinsam mit allen Beteiligten für alle Anforderungen und Probleme eine Lösung zu finden, gehört zu seinen besonderen Gaben. Erst wenn einmal mehr alles geklappt hat und die Zuschauer zufrieden nach Hause gehen, ist auch er zufrieden. „Und das alles funktioniert überhaupt nur, weil jeder im Team so gut mitzieht.“ Diese Botschaft ist ihm wichtig: „Es ist eine Freude, mit diesen Menschen zusammenzuarbeiten, weil jeder mit Herzblut dabei ist.“
Die Freiheitshalle hält Bernd Gemeinhardt für eine große Bereicherung der Stadt, und von den Open Air-Konzerten im Sommer wünscht er sich, dass sie gut besucht werden und ähnliche Veranstaltungen folgen. Qualität und Quantität der Veranstaltungen liegen insgesamt sogar über dem, was man sich beim gut durchdachten Neubau der Halle vorgenommen habe. Aber für Bernd Gemeinhardt persönlich dürfte vor allem der Bereich Rock und Pop noch etwas anziehen. Seine Jugendidole, die Toten Hosen, durfte er Ende der 90er Jahre schon einmal in Hof veranstalten. Aber ein Mal ist kein Mal. Und die neue Hofer Freiheitshalle kennen Campino und seine Jungs auch noch nicht …
Sandra Langer