
Wie kommt eigentlich die Marine nach Hof? Das fragt man sich vielleicht, wenn man erstmals vom Marineverein Hof hört. Aber gleich vorab sei geklärt: Bei dieser Truppe handelt es sich nicht um einen Ableger der Bundeswehr, sondern um einen Verein, der als Sportverein geführt wird und dessen Schwerpunkt auf dem Sport auf und rund um das Wasser liegt.
Aber von vorn: Im Zuge der Aufrüstung der kaiserlichen Kriegsmarine unter Kaiser Wilhelm II. haben auch Männer aus Hof den Dienst als kaiserliche Marine-Soldaten aufgenommen. 1906 haben sich jene Herren dann in Hof getroffen und den Marine- und Schutztruppenverein Hof gegründet. „Sowohl nach dem Ersten, als auch nach dem Zweiten Weltkrieg haben die ehemaligen Marine-Soldaten ihre traumatischen Erlebnisse und Erfahrungen im Marine- und Schutztruppenverein aufgearbeitet und sich gegenseitig bei der Bewältigung unterstützt“, erzählt Mirco Schlegel. Er ist seit 2003 der erste Vorsitzende des Marinevereins Hof (zunächst noch unter anderem Vereinsnamen).
Nach der Auflösung des ursprünglichen Vereins wurde 1954 die „Marinekameradschaft Admiral Scheer Hof“ neu gegründet, aus der 1977 die „Marinejugend“ entstand, die seit 1980 als eigener gemeinnütziger Verein besteht. 2019 schließlich wurde die Marinekameradschaft Admiral Scheer Hof in den Verein der Marinejugend übernommen. Die Fusion trägt nun den Namen „Marineverein Hof von 1906 e. V.“.
Seit der Verschmelzung gliedert sich der Verein in drei Abteilungen: Zum einen ist da die Marinekameradschaft, in der sich die Kameradinnen und Kameraden und ehemalige Marinesoldaten und Fahrensleute zum Austausch treffen. Daneben gibt es den Shanty-Chor, der maritimes Liedgut einstudiert und vorträgt. Als dritter Zweig besteht die Marine-Jugend mit dem Schwerpunkt „Seesport, Segeln, Me(h)er erleben“.
„Wir haben eine eigene Flotte, bestehend aus sieben Jüngsten-booten für jeweils eine Person, mit denen die Kinder ab sieben Jahren das Segeln lernen können; außerdem besitzen wir mehrere 420er, also Zwei-Mann-Jollen, die von Jugendlichen ab 15/16 Jahren genutzt werden dürfen; außerdem steht ein ZK10, ein Kutter aus der ehemaligen DDR, der zehn Personen Platz bietet, zur Verfügung“, sagt Mirco Schlegel. Die gesamte Flotte befindet sich im Heimatrevier des Marinevereins am Hofer Untreusee, wo die Anfänger auch den Jüngstenschein des deutschen Segelverbands machen können.
Im Marineverein mitmachen kann jedes Kind und jeder Jugendliche ab sieben Jahren – einzige Voraussetzung: Schwimmen müssen die Kinder können. Aktuell verzeichnet die Marinejugend 43 Mitglieder, von denen zehn zwischen 11 und 18 Jahren aktiv beim Wettkampfgeschehen und bei den Gruppenstunden dabei sind. Und die finden jeden Samstag von 13 bis 17 Uhr am Untreusee oder im Vereinsheim im Saaleleitenweg statt. „In den Gruppenstunden lernen die Kinder Knoten, Leinenwurf, Seemannschaft, also das spezielle seemännische Vokabular, und Theorie. Aber wir gehen auch mal zum Bowlingspielen, ins Schwimmbad oder machen einen Spielenachmittag oder eine Winterwanderung“, verrät der Vorsitzende.
Ziel der Jugendarbeit ist die Teilnahme an Turnieren im Jollenmehrkampf. Diese Disziplin ist entstanden im Deutschen Seesportverein, der aus der ehemaligen DDR stammt, und beinhaltet eine Kombination aus Segeln, Knoten an der Knotenbahn und Wurfleinenwurf. „Die Wurfleine braucht man, um damit den Festmacher großer Schiffe, den man nicht direkt werfen kann, an Land zu ziehen. Im Wettkampf müssen die Jugendlichen die Wurfleine innerhalb eines Sektors von fünf Metern so weit wie möglich nach vorne, aber nicht über den Sektor hinaus werfen“, erklärt Mirco Schlegel. Alle Anforderungen sind natürlich an die Altersklassen und das Geschlecht des Nachwuchses angepasst.
An sechs festen Wettkämpfen von Mai bis September nehmen die Hofer Nachwuchs-Seesportler teil. „Wir sind dann an den entsprechenden sechs Wochenenden mit den Kindern und unseren Booten in ganz Deutschland von Stuttgart bis Ueckermünde unterwegs – immer ohne Eltern, was sowohl den Jugendlichen als auch den Eltern ganz gut gefällt“, erklärt Mirco Schlegel mit einem Schmunzeln. Darüber hinaus nimmt die Hofer Marinejugend auch immer wieder an großen Regatten wie der Kieler Woche teil, sowie an speziellen Jugendcamps. Jedes Jahr gibt es ein Bundesjugendzeltlager am Bodensee mit Teilnehmern aus ganz Deutschland (meist in der ersten Woche der Bayerischen Sommerferien).
Daneben lädt die International Confederation Maritime zu einem IMC-Camp ein, das jedes Jahr von einem anderen Land ausgerichtet wird und zuletzt in Venedig stattfand. Teilnehmen können an diesem internationalen Jugendaustausch Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren. Im Camp lernen sie neben Segeln und Knoten auch die Kultur des jeweiligen Landes kennen. „Das ist eine tolle Sache, die immer wieder begeistert angenommen wird, denn zum einen können die Jugendlichen ihr Englisch aufbessern und lernen eine neue Landeskultur kennen, und zum anderen liegen die Kosten für die zwölftägige Reise inklusive Verpflegung und Flug bei nur etwa 150 Euro pro Person, weil das Camp stark vom Deutschen Marinebund gefördert wird“, verklärt Mirco Schlegel. Christine Wild
Wer Lust hat, Segeln zu lernen und Sport auf und rund um das Wasser zu betreiben, ist herzlich eingeladen, sich bei Mirco Schlegel, Mobil: 0151/14702259 bzw. unter vorstand@marineverein-hof.de zu melden. Der Jahresbeitrag für die Teilnahme liegt bei 40 Euro. Weitere Informationen unter www.marineverein-hof.de