Wie bunt und vielfältig ist das Angebot an Ausbildungsplätzen in Hof und Umgebung? Können alle Ausbildungsstellen besetzt werden? Und wie ist die Stimmung unter den Auszubildenden? Um das herauszufinden, hilft nur die Nachfrage vor Ort. Deshalb stellen wir im ProHof-Magazin regelmäßig einen Betrieb vor, der ausbildet. Für den sechsten Teil haben wir nachgefragt bei Anja Kolenda-Heim, Personalleiterin des Anlagen- und Rohrleitungsbauspezialisten Sell GmbH aus Helmbrechts, und Stephan Eisel, dem stellvertretenden Leiter für Aus- und Weiterbildung:
Wie groß ist die Bandbreite an Ausbildungsstellen bei der Firma Sell – wie viele verschiedene Ausbildungsberufe gibt es?
Wir bilden aus in den Berufen Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK), Industriemechaniker, Metallbauer und Technischer Systemplaner. Darüber hinaus bilden wir im kaufmännischen Bereich Industriekaufleute sowie Kaufleute für Bürokommunikation sowie in unserer EMSR-Abteilung zusätzlich Elektroniker und Mechatroniker aus. In unserem Lager in der Zeppelinstraße 4 in Helmbrechts besteht des Weiteren noch die Ausbildungsmöglichkeit zur Fachkraft für Lagerlogistik. Ein Teil der Ausbildungsberufe kann im dualen Studium absolviert werden. Interessierte Bewerber können sich zum Anlagenmechaniker oder Technischen Systemplaner und Bachelor of Engineering ausbilden lassen, Kaufleute haben die Möglichkeit zur Ausbildung zum Industriekaufmann und Bachelor of Arts.
Wie viele Auszubildende sind derzeit beschäftigt?
Mit den 20 erstjährigen Auszubildenden, die jetzt im September angefangen haben und ihre Grundausbildung auf Montage durchlaufen, sind es insgesamt 66. Ausgebildet wird nicht nur in Helmbrechts, sondern auch in den Sell-Firmensitzen in Kulmbach, Kronach, Hohenstein-Ernstthal, Oberkotzau und Berlin.
Kommen die Azubis auch von weiter her oder nur aus Stadt und Landkreis Hof?
Unsere Auszubildenden kommen aus dem Landkreis Hof und den angrenzenden Landkreisen Kronach und Kulmbach.
Was ist neu im Bereich Ausbildung bei der Sell GmbH?
Wir haben in der Birkenstraße in Helmbrechts ganz neu den Sell-Campus für Ausbildung, Weiterbildung und Innovation gegründet, in dem auch eine Lehrwerkstatt mit neuester Ausstattung eingerichtet wird. Dazu werden wir in ein bestehendes Gebäude rund zwei Millionen Euro investieren. Nicht nur die Auszubildenden haben hier eine Heimat, auch Inhouse-Seminare und mehrwöchige Weiterbildungen für das gesamte Personal werden im Sell-Campus angeboten.
Wie gut sind die Chancen, nach der Ausbildung übernommen zu werden?
Die Chancen sind sehr gut, denn wir bilden aus, um gute Mitarbeiter mit langfristigen Perspektiven für unsere Firma zu gewinnen. Neben guten Noten ist es für unser Unternehmen sehr wichtig, wie sich die Nachwuchskräfte in der Praxis bewähren. Deswegen übernehmen wir auch sehr gern Auszubildende, die sich in der täglichen Arbeit beweisen.
Wie ist die Stimmung unter den Auszubildenden?
Bei uns läuft es total entspannt. Unsere Auszubildenden sind hoch motiviert. Unsere Einführungswochen sowie sämtliche weitere innerbetrieblichen Schulungswochen für alle Auszubildenden sind auch eine sehr gute Gelegenheit, einander kennenzulernen und ein Netzwerk zu bilden.
Welche Ausbildungsstellen sind derzeit bei der Sell GmbH noch frei?
Wir suchen weiterhin in allen Bereichen, in denen wir ausbilden. Und natürlich freuen wir uns bereits auf Bewerbungen für das Ausbildungsjahr 2020.
Wo können sich Interessenten hinwenden?
An Anja Kolenda-Heim, Sell GmbH, Schulstraße 21, 95233 Helmbrechts, Telefon 09252/960120, anja.kolenda-heim@sell.gmbh.
Was ist zu beachten?
Da wir weiter wachsen wollen, benötigen wir aktuell so viele Auszubildende wie möglich. Interessenten können sich selbstverständlich bereits für 2020 bewerben. Es besteht aber auch die Option, noch in den laufenden Ausbildungsjahrgang einzusteigen. Außerdem bieten wir Praktika und Ferienarbeit an. Wir empfehlen jedem, der an der Sell GmbH interessiert ist, zunächst ein Praktikum zu absolvieren und dann ein Gespräch mit dem betreuenden Ausbilder zu suchen. Manfred Köhler
Neue Auszubildende schätzen den Sell-Campus
„Der neue Lebensabschnitt fühlt sich gut an“, sagt Fernando Lucino-Müller. „Ich freue mich jetzt schon auf die Zeit, in der ich für mich selbst sorgen kann.“
Am 2. September hat der 19-Jährige seine Ausbildung bei der Sell GmbH in Helmbrechts begonnen. Im Vergleich zu seiner Schulzeit auf dem Caspar-Fischer-Gymnasium in Kulmbach, die Fernando heuer mit dem Abitur abgeschlossen hat, fühle sich die handwerkliche Arbeit noch ungewohnt an: „Wenn ich abends heimkomme, bin ich oft so müde, dass ich gleich schlafen gehe“, erzählt er. Natürlich habe man im Beruf auch viel weniger Freizeit als in der Schule.
Aber der junge Kasendorfer ist dankbar für die Chance. Denn bei der Sell GmbH absolviert er nicht einfach nur eine Lehre, sondern ein viereinhalbjähriges Duales Studium. „Ich hatte ein eher mittelmäßiges Abitur und hätte diese Möglichkeit daher nicht in Erwägung gezogen“, erinnert sich Fernando. Als Berufsvorstellung hatte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann, auch bei einigen Autohäusern bewarb er sich. Auf die Sell GmbH sei er gekommen, weil die Firma ein gutes Image habe und die Bereiche Heizung und Sanitär Zukunft hätten.
Beim Bewerbungsgespräch habe man ihm seitens der Sell GmbH das Duale Studium angeboten – und er griff zu. Auf die einzelnen Etappen seiner Ausbildung freut er sich schon: „Im ersten Jahr mache ich meine praktische Ausbildung in der Firma, im zweiten Jahr bin ich an der FH Hof.“ Danach wechselten sich Arbeit und Studium bis zum Abschluss ab. Gut findet Fernando, dass er nicht gleich auf einer Baustelle angefangen hat, sondern im neuen Sell-Campus: „Da hat man mehr Wissen, wenn man auf die Baustelle kommt.“ Die Arbeit in der Werkstatt gefällt dem jungen Mann: „Ich mag es handwerklich tätig zu sein und würde nicht nur herumsitzen wollen.“
Auch Dean Lenker (17) aus Gösmes ist mit seiner Berufswahl zufrieden. Während seiner Zeit an der Realschule Helmbrechts sei er hin und her gerissen gewesen zwischen den Möglichkeiten, einen sozialen oder einen handwerklichen Beruf zu ergreifen. „Bei Sell habe ich beides, den Umgang mit Menschen und das Handwerk“, freut er sich. Schon im vorletzten Schuljahr sei die Entscheidung für die Firma Sell gefallen. Dean war sich so sicher, dass es ihm da gefallen und er auch einen Platz ergattern würde, dass er nur diese eine Bewerbung abschickte. „Ich hatte wenig Bedenken, die Ausbildung zu bekommen, wenn ich mich gut anstelle.“
Schon während der Ferien nach dem Realschulabschluss habe er versucht, sich psychisch und physisch auf den neuen Lebensabschnitt einzustellen, erzählt er weiter. „Die ersten Tage waren sehr aufregend. Einziges Problem war der Krach der Sägen, an den ich mich erst mal gewöhnen musste.“ Weil er niemand gekannt habe, sei er zunächst eher zurückhaltend gewesen, aber inzwischen habe er Freundschaften geschlossen. In welche Richtung er sich nach seiner dreieinhalbjährigen Ausbildungszeit orientieren wird, lässt Dean Lenker auf sich zukommen: „Ich konzentriere mich jetzt erst mal auf die Ausbildung, um sie möglichst gut zu absolvieren. Dann werde ich sehen, wie es weitergeht.“