Wer in die Ferne schweifen möchte, muss nach Oberkotzau kommen. Dort lädt auf dem sogenannten Summa-Gelände, einer früheren Industriebrache, seit 2018 der Fernwehpark zum Bummeln ein – durch Deutschland, durch alle Kontinente der Erde, und auch durch die Welt der Stars und Sternchen, die sich dort mit verschiedenen Botschaften verewigt haben.
Im Jahr 2017 ist der Fernwehpark – gegründet als ein Projekt gegen Rassismus und für eine friedvolle Welt – von den Hofer Saaleauen nach Oberkotzau umgezogen. Über 3000 Ortsschilder, Straßenschilder, Autokennzeichen und individuelle Schildergrüße künden von Fernweh und Reisefieber. „Wir freuen uns über sehr viele Besucher“, sagt Günter Tauwaldt vom Kulturamt des Marktes Oberkotzau. Reisegesellschaften, Gäste des benachbarten Wohnmobil-Stellplatzes, Fichtelgebirgs-Touristen und auch viele Menschen aus der Region wollen sich den Fernwehpark ansehen.
Die Schilder sind in dem neuen, größeren und barrierefrei angelegten Fernwehpark nach Kontinenten und Themen sortiert; an verschiedenen Stellen finden sich Übersichts-Pläne für alle, die sich schnell orientieren wollen oder etwas Bestimmtes suchen. Ein Bereich widmet sich beispielsweise dem Erika-Fuchs-Haus und all den Ortsnamen, die in den von Erika Fuchs übersetzten Micky-Maus-Heften vorkommen. Direkt daneben erzählt ein anderer Pfosten deutsch-deutsche Geschichte – mit Grenzschildern, DDR-Ortsschildern und einem Schild des bekannten Ballon-Flüchtlings Günter Wetzel, der selbst schon im Fernwehpark zu Gast war.
Zum Schmunzeln regt der Bereich der kuriosen Ortsnamen an. Während „Lederhose“ allen Oberfranken, die regelmäßig auf der A9 in Richtung Thüringen unterwegs sind, bestenfalls noch ein müdes Lächeln entlockt, haben von „Elend“, „Feierabend“, „Busendorf“ und „Regenmantel“ wohl die wenigsten Besucher schon einmal gehört. Auch das längste Ortsschild Europas – der unaussprechliche Name einer Stadt in Wales – ist dort zu finden, gestiftet vom Schlagersänger Ross Antony.
Verschiedene Stars, Schauspieler, Regisseure, Sportler, Politiker und Musiker aus aller Herren Länder haben sich mit ihren Grußbotschaften und Autogrammen in dem in den Fernweh-Park integrierten „Signs of Fame“ verewigt, darunter so klangvolle Namen wie Kevin Costner, Dirk Nowitzki, Thomas Gottschalk, Status Quo, Bundespräsident Joachim Gauck oder der Dalai Lama. Direkt vor der beeindruckenden Schilderwald-Kulisse prangen außerdem die sogenannten Star-Sterne, dem „Walk of Fame“ in Hollywood nachempfunden, die jenen Prominenten gewidmet sind, die sich in besonderer Weise karitativ betätigen und sich für hilfsbedürftige Menschen engagieren. Im September bekam unter großem Presserummel Peter Maffay einen solchen Stern verliehen.
Ein Konzert hat Maffay an der Schwesnitz leider keines gegeben – aber Musik und Kunst können Interessenten dort trotzdem regelmäßig genießen: „Wir haben im vergangenen Jahr mit großem Erfolg angefangen, das Atrium am Fernwehpark für verschiedene Veranstaltungen zu nutzen“, berichtet Günter Tauwaldt. Zuletzt spielte dort die beliebte Big-O-Band zum Jazzfrühschoppen auf. Rund 280 Menschen finden in dem Atrium Platz, und auch im kommenden Jahr sollen wieder etliche schöne Veranstaltungen Gäste in den Summa-Park locken.
Tauwaldt nennt den Fernwehpark einen großen Gewinn für die ehemalige Industriebrache, die mit Mitteln aus dem Förderprogramm Stadtumbau West in ein ansprechendes Freizeitgelände umgewandelt worden ist. Das Flüsschen Schwesnitz wurde renaturiert, ein hübscher Park mit Spiel- und Sportmöglichkeiten geschaffen und ein Wohnmobilstellplatz für 20 Wohnmobile, der dank der idyllischen Lage und modernster Ausstattung mit Duschen, Toiletten, Waschmaschinen und Trocknern an den Wochenenden meistens ausgebucht ist.
Die Anfrage von Fernweh-Park-Initiator Klaus Beer, der einen neuen Platz für seinen Fernwehpark suchte, kam damals zum Umbau des Summa-Geländes gerade recht, sagt Tauwaldt. Und auch Beer ist mit den neuen Örtlichkeiten sehr zufrieden: „Oberkotzau ist das Beste, was dem Fernwehpark passieren konnte. Der Fernwehpark Verein ist sehr dankbar für die wunderbare Zusammenarbeit mit Oberkotzau.“ Sandra Langer
Wer selbst gerne ein Schild übergeben möchte – beispielsweise von seiner Traumreise oder seinem Lieblings-Urlaubsort – oder wer im Rahmen einer begleiteten Führung einen Blick hinter die Kulissen des Fernweh-Parks werfen und mehr über Idee und Entstehung des Friedensprojektes erfahren möchte, erreicht den Initiator Klaus Beer unter Telefon 09281/94427 oder E-Mail k.beer@signsoffame.de. (Führungen ab zehn Personen.)