Stellen Sie sich vor, Sie machen eine Erbschaft und Sie kennen den Erblasser nicht. Die Bürgerstiftung Hof hat diese Erfahrung gemacht. „Wir waren sehr überrascht – und natürlich sehr erfreut“, sagt Vorsitzende Kerstin Dolde.
Die Bürgerstiftung Hof ist mit zwölf „Lebensjahren“ noch eine junge Stiftung. Auch das Stiftungsvermögen ist bislang – verglichen mit anderen Akteuren, die viel länger schon existieren oder von einem einzigen, solventen Stifter gegründet wurden – noch überschaubar. Allerdings: Der Stiftungszweck hat die Bürger der Stadt im Blick. Wer der Bürgerstiftung Geld stiftet, muss nicht reich sein. Für die Hofer gilt, was für alle Bürgerstiftungen gilt: Viele tragen zum Erfolg bei, und auch die kleinste Spende ist willkommen.
„Die Frau, die unsere Stiftung mit ihrem Testament bedacht hat, hat keiner aus den Reihen des Vorstands oder des Kuratoriums gekannt“, erzählt Geschäftsführer Peter Nürmberger. Aber sie hat ganz offenkundig ihre Heimatstadt sehr geliebt. Das Testament, das die Stiftung als Haupterben benannte, war zum Zeitpunkt der Eröffnung schon etliche Jahre alt, lag bis dahin sicher verwahrt. „Die Verstorbene hat sich, so wurde nach dem Ableben bekannt, sehr frühzeitig für die Bürgerstiftung entschieden.“ Und auch über die Verwendung hat die Stifterin klar verfügt: Alles Vermögen, das an die Stiftung geht, soll im Grundstock verbleiben. Lediglich die Erträge werden ausgeschüttet.
Das heißt: All das, was die Verstorbene gespart hat, wird stets erhalten bleiben. „Dafür tragen wir eine Verantwortung“, weiß Nürmberger. Wer einer Stiftung wie der Hofer Bürgerstiftung Geld vererbe, könne sicher sein, dass weder ein neues Auto noch eine Weltreise davon finanziert würden. Das Geld fließt nur in den Stiftungszweck, ganz wie es der Erblasser oder die Erblasserin verfügen.
„Der Vorstand und das Kuratorium werden diesen Wunsch auf jeden Fall zu 100 Prozent erfüllen.“ Bis das ererbte Geld auf dem Konto der Stiftung eingegangen ist, dauerte es Monate. „Wir haben viele Formulare ausfüllen müssen, und unser Schatzmeister Werner Eberhart hatte viel Kontakt mit der Bank, bei der die Verstorbene ihr Geld angelegt hatte.“ Nachlassgericht und Bank waren nur zwei der vielen Stellen, die die ordnungsgemäße Übertragung und Verwendung des geerbten Geldes kontrollierten.
Und das ist auch gut so. Denn wer sein Geld vererbt, muss sicher sein, dass das kleine oder große Vermögen in seinem Sinne „weiterlebt“. Mit Stiftungsgeldern wird schließlich nicht gezockt, sondern sie werden sicher angelegt. „Mündelsicher“ heißt das auf Amtsdeutsch. Die Hofer Bürgerstiftung sieht sich dem voll und ganz verpflichtet. Der Bundesverband der Bürgerstiftungen kontrolliert dies in regelmäßigen Abständen. Die Hofer Stiftung hat bislang stets die Anforderungen erfüllt und deshalb das Qualitätssiegel des Verbandes bekommen.
Was spricht für eine Bürgerstiftung? Eine Bürgerstiftung ist eine unabhängige, autonom handelnde, gemeinnützige Stiftung von Bürgern für Bürger mit möglichst breitem Stiftungszweck. Sie unterstützt mit ihrer Arbeit bürgerschaftliches Engagement.
In Hof hat das Stiftungswesen eine lange Tradition. Bedenkt man, dass die Hospitalstiftung schon 1264 gegründet wurde und damit die älteste noch bestehende Stiftung im Regierungsbezirk Oberfranken ist. „Von einer solchen langen, erfolgreichen Geschichte kann man lernen“, sagt Bürgerstiftungs-Vorsitzende Kerstin Dolde. „Bürgerschaftliches Engagement ist doch typisch für Hof.“ Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt haben sich im Laufe ihrer Geschichte vieles selbst geschaffen, was zur Lebensqualität beiträgt und für die Menschen unabdingbar ist. „Dazu muss man nur an den Stadtpark Theresienstein denken, der ein Kleinod unserer Stadt ist.“ Und solche Beispiele gebe es viele in Hof.
Die Bürgerstiftung Hof will unabhängig von politischem oder weltanschaulichem Einfluss ein Forum bilden, in dem bürgerschaftliches Engagement gebündelt und die finanziellen Mittel langfristig gesichert werden, heißt es auf der Homepage
buergerstiftung-hof.eu. Und weiter: „Sie ist offen für jeden Menschen, der seine Leistung oder sein Vermögen in Verantwortung vor dem Gemeinwohl gezielt für die Stadt Hof zur Wirkung bringen möchte.“
Bislang hat die Hofer Bürgerstiftung die Geschichtstafeln maßgeblich mit auf den Weg gebracht, die an vielen interessanten Stellen der Stadt Hinweis auf historische Bauwerke oder Plätze geben. „Unser großes Projekt war die Lichtsäule, die am Konrad-Adenauer-Platz ganzjährig auf die Internationalen Hofer Filmtage hinweist“, berichtet Nürmberger.
Das Erbe, das nun in den Grundstock des Stiftungsvermögens eingeflossen ist, wird durch seine Erträge weiterwirken. „Das ist doch ein schönes Gefühl, wenn man seiner Stadt, in der man gerne lebt, etwas wiedergeben kann“, sagt Kerstin Dolde. Bürgerschaftliches Engagement, ehrenamtliche Arbeit – und ganz viel Herzblut für Hof.
Was macht eine Bürgerstiftung aus? Stiftungen herkömmlicher Art eignen sich kaum für kleinere Beträge. Manche Bürger würden gerne Stifter sein, scheuen aber den bürokratischen Aufwand. Das Konzept der Bürgerstiftung nun lässt sowohl mit dem Namen verbundene Stiftungen wie auch zweckgebundene Beiträge ebenso zu wie anonymes Mäzenatentum. Auch kleinere Beträge führen so zu größeren Zielen. Die Bürgerstiftung Hof will sich auf Hof konzentrieren. Damit kann jeder Bürger, der sich Hof verbunden fühlt, mitwirken. Man muss dazu nicht besonders reich sein. Wer steht der Bürgerstiftung Hof vor? Vorstand: Vorsitzende Kerstin Dolde, Geschäftsführer Peter Nürmberger und Schatzmeister Werner Eberhart. Kuratorium: Vorsitzender Dr. Ulrich Gößl, Bärbel Hick, Karsten Hilbert, Annette Ohl, Eric Reuter, Bernd Schnabel, Andrea Wittig,